Antonia Michaelis
Einband von Kathrin Schüler
Karten von Constanze Spengler
Vignetten von Antonia Michaelis
Oetinger, August 2010
Gebunden, 384 Seiten, € 14,95
ab 11 Jahre
Inhalt:
José íst mit einem geklauten Boot unterwegs zu der verfluchten Südeseeinsel Maldita. Eine geheimnisvolle Karte und eine Erkundung für die Amerikaner nach möglichen feindlichen Spione sind die Gründe für seinen Ausbruch. Während seiner Überfahrt rettet er Jonathan aus den Wellen des Pazifiks vor dem Ertrinken. Obwohl sich Jonathan sehr verschlossen zeigt und seine Vergangenheit, woher er kommt und warum er im Wasser war, geheimnisvoll verbirgt, freunden sich die beiden ungleichen Jungen an. Gemeinsam versuchen sie nun die Karte zu entschlüsseln und den vermeintlichen Schatz zu finden. Sie werden dabei aber hartnäckig von mysteriösen Männern verfolgt. Doch es scheint mehr als nur eine harmlose Schatzsuche zu sein, was die Verfolger nicht abschütteln lässt.
Rezension:
Antonia Michaelis lässt ihre Geschichte vor dem Hintergrund des zweiten Weltkrieges spielen. Es ist aber kein Buch über diese furchtbare Zeit, wie wir es bisher kennen, obwohl sie den geschichtlichen Rahmen für diese Geschichte darstellt. Jonathan, aus den Wellen gerettet, ist völlig irritiert über sein Überleben. Immer wieder gehen seine Gedanken in Träumen zurück zu seinem alten Leben in Hamburg. Die Autorin spielt immer wieder mit Zeitsprüngen nach Hamburg zur Zeit des Krieges und der Gegenwart in der Südsee. Dabei spielt Jonathans Mutter, die gerne besondere Schmetterlinge auf den Galapagos-Insel erforscht hätte, eine wichtige Rolle wie auch der im Krieg verschollene Vater und die kleine Schwester. José, 18 Jahre alt und bisher nicht als Mann erst und wahrgenommen, versucht mit seiner Aktion als Spionageerkunder und Schatzsucher seine Männlichkeit zu beweisen. Doch plötzlich ändert sich alles, als sich herausstellt, wer Jonathan wirklich ist und welche Bedeutung die Schatzkarte hat.
Antonia Michaelis hat es meisterhaft geschafft, realistische Hintergründe mit fantastischen Elementen überzeugend zu verbinden. In einer bilderreichen, lebendigen Sprache lässt sie Charaktere, Umgebungen entstehen, in die man hineingezogen wird. Auch wenn sie selbst betont, dass es kein Buch über den zweiten Weltkrieg ist, ist diese Zeit von der Grundthematik bestimmend. Es geht um wahre Spione und um verdeckte Geheimagenten, sogenannte Nachtfalter, die diese Arbeit als lebensgefährlichen Deckmantel benutzt haben, um Menschen aus dem Kriegsdeutschland herauszuschleusen. Somit bekommt die Liebe der Mutter zu den Schmetterlingen eine tiefe und besondere Bedeutung. Wunderbar auch die Einbettung der verschiedenen exotischen Tiere aus der Südeseewelt. Die Reisratte Carmen, der Pinguin Oskar, der Flamingo Eduardo und noch einige andere tierische Zeitgenossen gehören immer zu einem inhaltlichen Höhepunkt. Am Ende der Geschichte kehren sie zu ihren Familien zurück, kommen aber immer wieder auf Besuch, was signifikant für sie ist. Die recht gewalttätige Szene am Schluss ist die einzige Stelle, die aus dem Rahmen fällt und sich für mich nicht wirklich einfügt. Darüber hinaus ist es jedoch eine außergewöhnliche Geschichte, die Freundschaft, Familie, Leben und Tod, Verzweiflung und Hoffnung aus einer ganz ausgefallenen Sicht wunderbar miteinander verbindet.
Sabine Hoß
Bewertung: