Jandy Nelson
Aus dem Amerikanischen von Catrin Fischer
352 Seiten, € 14,95
cbj, August 2010
ab 12 Jahre
Inhalt:
Mit neunzehn Jahren stirbt Bailey ganz plötzlich und unerwartet. Sie hinterlässt ihre siebzehnjährige Schwester Lennie, ihre Großmutter und ihren Onkel, mit denen sie zusammengelebt hat. Für alle drei gerät die Welt aus den Angeln, jeder verliert sich auf seine Weise in Trauer und Schmerz. Obwohl Lennie das Gefühl hatte, im Schatten ihrer strahlenden Schwester zu stehen, leidet sie jetzt ganz besonders. Ihre ganze Trauer und Schmerz kann sie nur mit einem Menschen wirklich teilen: Toby, dem Freund ihrer verstorbenen Schwester. Gleichzeitig verliebt Lennie sich in Joe, einem neuen Musiker in ihrem Schulorchester. Er zeigt ihr auf eine ganz andere Weise seine Liebe. Lennie ist zwischen dem Entsetzen, sich in die große Liebe ihrer Schwester und gleichzeitig in einen anderen Jungen verliebt zu haben, hin- und hergerissen. Ihre Welt explodiert und muss sich dennoch langsam wieder zu einem Stück wiederfinden.
Rezension
Die Geschichte wird getragen von Trauer und Schmerz über den plötzlichen Tod von Lennies Schwester Bailey sowie der merkwürdigen Familienkonstellation. Da ist die Großmutter, die als Gartenguru stets mit Heckenschere bewaffnet sämtliche Gärten der Nachbarschaft bearbeitet und der Onkel, der als Oberkiffer und Baumpfleger auf der Suche nach der passenden Ehefrau immer an die Falsche gerät. Ihre Mutter haben Lennie und Bailey nie kennengelernt. Ihre Großmutter erklärt dies geheimnisvoll mit dem „Rastlosigkeits-Gen“. Als Bailey stirbt, fühlt sich Lennie, die sehr an ihrer Schwester gehangen hat, wie das Beistellpony eines Rennpferdes. In ihrer ganzen Trauer verliebt sie sich in Toby, der großen Liebe ihrer Schwester, der ihre Gefühle erwidert. Völlig Entsetzt über ihr unverantwortliches, unmoralisches Tun erobert gleichzeitig Joe, ein neuer Musiker im Schulorchester, Lennies Herz und sie verliebt sich ebenfalls in ihn. Ein völlig verwirrtes Gefühlsleben zwischen erlaubten und verbotenen Verliebtsein, moralischen Vorstellungen und Verantwortung zerreißt nicht nur Lennie sondern belastet auch die beiden Jungen Toby und Joe. Während Toby wie Lennie versucht, seine Trauer mit dem vermeintlichen Gefühl von Liebe zu überwinden, merkt Lennie an einem bestimmten Punkt, dass sie auf einem sehr schmalen Grad wandert, denn ihre Gefühle zu Joe sind tiefer, ehrlicher. Doch Joe will kein Ersatzmann sein und wendet sich von ihr ab. Verzweifelt versucht Lennie ihn von ihren wahren Gefühlen zu überzeugen. Obwohl die Geschichte sehr gefühlsbetont erzählt wird, zerfranst sie sich in Teilen, auch durch eine oberflächliche Sprache. Der jugendliche Slang wirkt teilweise aufgesetzt, skurrill bis zu sehr (nach-)lässig. Das sich am Ende alles dem Guten zuwendet, mag zum einen tröstend erscheinen und Hoffnung, Zuversicht für das Leben und Weiterleben geben, leider wirkt es aber auch (amerikanisch) kitschig und konstruiert.
Sabine Hoß
Bewertung: