Martín Blasco
Aus dem Spanischen von K. Diestelmeier
Carlsen, September 2010
94 Seiten, € 12,90
ab 14 Jahre
Inhalt:
Damiáns Leben ist aus dem Gleichgewicht geraten seitdem sein Vater nicht mehr lebt. Seine Mutter geht nicht mehr zur Arbeit und fühlt sich von einem Jungen verfolgt, der kleine 8-jährige Bruder entwickelt sich vom unauffälligen Jungen zum brutal prügelnden Querulanten. Damiáns größter Schatz ist seine große, wertvolle CD-Sammlung. Er liebt Musik über alles, doch nach dem Tod seines Vaters spürt er sie nicht mehr, er bleibt von ihr unberührt. Da Damiàn sich um die finanzielle Lage seiner Familie sorgt, denn die Mutter kümmert sich um nichts mehr, verkauft er seine Sammlung. Aus dem beträchtlichen Erlös kauft er Unmengen haltbarer Lebensmitteln ein. Zusätzlich sucht er sich einen Job als verkleideter „rosaroter Panther“. Hier lernt er SpongeBob-Laura kennen, mit der sich eine Freundschaft langsam entwickelt. Damián überlegt, ob all die Dinge nur aus Zufall passieren oder ob es auf irgendeine Art und Weise einen Zusammenhang und tieferen Sinn gibt.
Rezension:
Martín Blasco skizziert die Charaktere der Protagonisten nicht überschwänglich aber treffend und genau. Damián ist ein Musikliebhaber, der an der neuen Schule durch sein breites Wissen und manchmal engstirnigen Ansichten als Freak gesehen wird und dadurch zunächst ein Einzelgänger ist. Außerdem ist keiner gerne mit jemandem zusammen, den man nicht gut kennt und dessen Leben gerade durch den Tod des Vaters aus dem Gleichgewicht geworfen wurde. Die Liebe zur Musik durchzieht den Roman wie einen roten Faden. Durch den Verlust des Vaters berührt Damián keine einzige der vielfältigen Musikstile mehr, was ihn fast verzweifeln lässt. Er glaubt durch den Verkauf seiner CD-Sammlung Abstand zu bekommen, was natürlich nicht gelingt. Zu viel Verantwortung lastet auf ihn. Sein kleiner Bruder macht ihm große Sorgen, da er vom unauffälligen Schüler zum Prügelknaben mutiert ist. Statt seiner Mutter, die völlig aus der Spur geraten ist, übernimmt er die Gespräche mit Lehrern und Psychologen. Die Mutter geht nicht mehr zur Arbeit, fühlt sich verfolgt, kümmert sich um nichts mehr. Auch wenn Damián sich manchmal überfordert fühlt, versucht er mit energischer Behutsamkeit seine Mutter wieder in die richtige Richtung zu lenken. Das zeigt sich in einem etwas skurril anmutenden Dialog, als die Mutter die Unmengen an Lebensmitteln und sein Pink-Panther-Kostüm entdeckt und Damián daraufhin anspricht. Als die Mutter mit Damián gemeinsam einkauft und zufällig wieder der Junge in der Nähe ist, von dem sie sich verfolgt fühlt, reagiert sie über und bricht danach zusammen. Damián überlegt mit vielen Fragen, ob alles, was gerade passiert in einem Zusammenhang steht oder mit Sinn passiert. Seine Kernfrage lautet immer wieder „Ist das Leben eine Abfolge einzelner Punkte? Oder bilden diese Punkte eine Linie?“ Durch seine persönliches Rückgrat hat er die Stärke sich in philosophischen Fragestellungen immer wieder selbst zu reflektieren.
Auch wenn die Charaktere nicht wirklich tief herausgearbeitet sind, ist diese knappe Geschichte des argentinischen Autors eine manchmal skurril anmutende, aber wunderbar ernst-heitere Erzählung über die immer wiederkehrenden Fragen über Leben, Tod und ob das, was mit und um uns herum geschieht von Zufall oder Schicksal geprägt ist.
Gelungen auch die feine Übersetzung auch von K. Diestelmeier.
Durch die Begegnung mit einem Gitarre spielenden Jungen, der eine traurige und doch hoffnungsvolle Musik spielt, wacht Damián aus seinem Schock auf. Das lässt ihn nun auch für Musikrichtungen öffnen, die bisher für ihn völlig unvorstellbar waren.
War diese Begegnung Zufall oder Bestimmung?
Sabine Hoß
Beurteilung: