Oskars geheimer Ferienplan

Sigrid Zeevaert

Gerstenberg, Januar 2011

160 Seiten, € 12,95

ab 8 Jahre

 

Inhalt:

Oskar macht Sommerferien nur mit seinem Papa. Endlich mal ohne seine nervenden kleinen, krabbelnden Halbbruder, seine zickige große Schwester, die immer besorgte Mutter und fernab der ärgernden Schulkameraden, die Oskars Leben schwer machen. Drei Wochen lang den Papa nur für sich zu haben ist schon alleine herrlich. Dass sie diese Zeit in einem halb zerfallenen Schloss verbringen, erhöht die Vorfreude auf einen aufregenden Urlaub. Oskar hat sich fest vorgenommen, seinen Papa in Ruhe davon zu überzeugen, dass er auch nach den Ferien bei ihm bleiben will. Doch lange bleiben die beiden nicht alleine und mit der Ruhe ist es schnell vorbei. Ein alter Freund des Vaters kommt mit seinen beiden Kindern zu Besuch um bei den Reparaturarbeiten am Schloss zu helfen. So hat sich Oskar ganz und gar nicht seine Ferien vorgestellt und sein Plan scheint zu scheitern.

 Rezension:

Zunächst erscheint Oskar als ein kleiner nörgelnder, sich selbst bemitleidender Junge. Seine Patchworkfamilie nervt ihn, mit seinen Schulkameraden Bosse, Linus und Sinan gibt es ständig Diskussionen und Streit. Da kommen Oskar die Ferien gerade recht. Da seine Eltern getrennt sind und sein Vater beruflich viel unterwegs ist, freut er sich sehr auf die Zeit mit ihm alleine. Als die beiden im Schloss ankommen, gehen sie zunächst noch etwas unbeholfen und steif miteinander um. Dafür hat der Vater recht unkonventionelle Ideen, die natürlich bei Oskar auf Begeisterung stoßen. Die Realität rückt ein Stück in die Ferne und Oskar glaubt, ein neues Leben beginnt. Als jedoch dieses neue Leben mit dem Auftauchen eines Freundes seines Vaters samt der beiden Kinder plötzlich wieder zerstört wird, muss sich Oskar neu positionieren. Obwohl er von der Störung erneut ziemlich genervt ist, kann er sich nicht wieder in Selbstmitleid flüchten sondern muss sich mit den Kindern auseinandersetzen. Das führt dazu, dass er sich mit dem jüngeren Tim anfreundet und mit ihm einen folgenschweren Streich gegen Tim`s ältere Schwester Clarissa ausheckt. Auch wenn Oskar sich später sogar ein wenig in sie verliebt, habe ich vermisst, dass er sich bei Clarissa entschuldigt. Trotzdem entwickelt er sich in diesen Ferien zu einem selbstbewussteren Jungen, der Mut findet, sich auf neue Sachen einzulassen und diese anzunehmen. Oskar findet nun seine Familie zu Hause gar nicht mehr so schlimm und er freut sich sogar darauf herauszufinden, ob Linus nicht doch sein Freund ist. Diese Sommerferiengeschichte ist in einer klaren, lebendigen Sprache geschrieben, die sensibel beobachtet, die turbulenten Gedanken und Gefühle eines neunjährigen Jungen wiederspiegelt. Hin und wieder nervt Oskar ein wenig, wenn er sich zu ausgiebig selbst bemitleidet, aber er fängt sich auch wieder schnell. In Sigrid Zeevaerts Schreibstil reihen sich nicht witzige Pointen aneinander wie bei manch anderen Kinderbüchern. Dafür nimmt sie nimmt die Sorgen und Ängste der Kinder wohltuend wahr und ernst, aber nicht ohne diese Gedanken- und Gefühlswelt mit einem warmherzigen, humorvollen Witz zu versehen. Sie versteht es auf kindgerechte Weise, mangelndem Selbstbewusstsein, Angst und Unzufriedenheit einen feinfühligen, auffordernden Weg Richtung mutiger Veränderung zu zeigen. Sicher suchen viele Kinder aus Patchworkfamilien hin und wieder ihr richtiges, eigenes Zuhause. Das Zuhause ist meist da, wo man sich rundum wohl fühlt und die Wurzeln sind. Und es kann manchmal ziemlich verzwickt sein, herauszufinden, wo das ist.

 Sabine Hoß

 Bewertung:

Ein Interview mit der Autorin findet Ihr hier.

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