Das Leuchten

Kat Falls

Aus dem amerikanischen Englisch von Petra Koob-Pawis

Ravensburger, Juni 2011

320 Seiten, € 14,99

ab 12 Jahre

Inhalt:

Der Erzähler der Geschichte ist der fünfzehn Jahre alte Ty, der in den Tiefen des Meeres lebt. Ty gehört zu der Gruppe von Pionieren und Siedlern, die sich nach Umweltkatastrophen wie Überschwemmungen und einen unterseeischen Erdrutsch vor ZweiundfünfzigJahren eine eigene Welt unter Wasser geschaffen haben; während die Topsider sich an das wenig übrig gebliebene Land klammern. Trotz Notstandsgesetze gelingt es den beiden Gruppen nur schwer in friedlicher Koexistenz zu leben. Auch wenn die Pioniere die Topsider mit Nahrungsmittel versorgen, wird ihnen wenig Respekt und Achtung gezeigt. Bei einem Ausflug unter Wasser entdeckt Ty ein versunkenes U-Boot. An Bord muss schreckliches geschehen sein, denn alles ist voller Blut und alle technischen Geräte scheinen mutwillig zerstört worden zu sein. Ausgerechnet hier trifft er auf Gemma, eine Topsiderin. Sie ist aus einem Internat geflohen, um ihren Bruder zu suchen, der volljährig ist und frei leben darf. Zunächst stehen sich Gemma und Ty skeptisch gegenüber, was unter anderem auch daran liegt, dass Tys Haut fluoreszierend leuchtet. Nachdem die gegenseitige Neugier an dem Anderen die anfängliche Skepsis besiegt, unterstützt Ty Gemma bei der Suche nach ihrem Bruder, auch wenn sie bei ihm eine „eine dunkle Gabe“ vermutet. Doch da gibt es auch noch die sogenannten Outlaws, die zur Gangstergruppe der Seablite-Gang gehören. Nicht nur die Differenzen zwischen den Topsidern und den Pionieren müssen die beiden bei ihrer Suche überbrücken und hinterfragen, auch gegen die Übergriffe der Seablite-Gang müsse sie sich wehren.

Rezension:

Ein unter Wasser lebender Junge, der fluoreszierend leuchtet, erinnerte mich sofort an die schon ältere US-Serie „Der Mann aus dem Meer“. Zugegeben, bei ihm leuchteten nur die Augen und nicht der ganze Körper wie bei dem Buchprotagonisten Ty, was aber bei den heutigen technischen Möglichkeiten sicher auch wieder anders aussehen würde und hier mit einem Augenzwinkern zukunftsorientiert weiterentwickelt wurde.

Doch zurück zum Buch: Mit den zwei nicht in friedlicher Gemeinsamkeit lebenden Gruppen der Pioniere unter Wasser und den Topsidern auf dem Land hat Kat Falls keinen originellen, ausgefallenen Rahmen für ihre Geschichte aufgebaut. Oben sind die vermeintlich Bösen, unten auf dem Meeresgrund die Guten, dazwischen natürlich eine Gangsterbande,die beide Gruppen terrorisiert. Ein schlichtes Konstrukt, auch wenn sie geschickt reale Bewohner des Meeresraumes mit erfundenen mischt. Eine gelungene Kombination gibt es auch bei den technischen Geräten, so gibt es durchaus den schnellen Jetfin, ein Nanoboot gibt es in ähnlicher Form, Liquigen, eine Art künstlicher Sauerstoff, nach dessen Einatmen man lange und frei ohne weitere Hilfsmittel unter Wasser atmen kann, ist allerdings noch ein Zukunftstraum. Obwohl es einige aufregende Situationen gibt, braucht die Geschichte eine Anlaufzeit, bis sie eine gewisse Spannung aufbaut. Das liegt sicher auch an teils begonnenen und nicht zu Ende gedachten Handlungssträngen, die den Inhalt verworren und konstruiert erscheinen lassen. So mag die Aussage von Ty verwundern, der behauptet, er sei „der erste Mensch, der unter Wasser zur Welt gekommen ist.“ Da stellt man sich die Frage, wie das gehen kann, denn es gibt noch andere gleichaltrige Pioniere und seine Eltern gehören ebenfalls zur Gattung der Siedler. Darüber hinaus ist die Rolle und Entwicklung von Gemmas Bruder genauso schnell vorhersehbar wie die Vermutung bestätigt, dass Ty die „dunkle Gabe“ besitzen könnte. Diese entpuppt sich relativ einfallslos und wenig dunkel mit dem Verstehen des Schnalzen von Delfine und Wale. Einen raffiniert verpackten Hinweis auf eine ökologische Thematik geschweige denn Problematik im Meeresraum, gerne auch zukunftsweisend überspitzt, sucht man vergeblich. Der Sprachstil ist agressiv und die Dialogstruktur ohne Tiefe. Was bleibt, ist eine mäßig spannende Mischung von Science-Fiction-  und Abenteuergeschichte, bei der natürlich eine Liebesromanze zwischen den Hauptprotagonisten nicht fehlen darf, die dann am Schluss auf süßlich-schale Weise die bisher verfeindeten Gruppen sich nähern lässt. Gelungen ist das auffallende Cover, was die Story jedoch nicht aufwertet. Eventuell wird das Buch bisher überzeugte Nichtfischesser neugierig auf den Verzehr von Tiefseefischen machen. Denn wer weiß, vielleicht werden auch sie dann leuchten. Die Geschichte hat jedenfalls ihre Probleme damit.

Sabine Hoß

Bewertung:

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