Das gefrorene Lachen

Susanne Gerdom

Ueberreuter, Juli 2011

416 Seiten, € 14,95

ab 12 Jahre

 

Inhalt:

In einem kleinen Königreich bereitet sich der Hofstaat auf die Geburtstagsfeier des jungen Prinzen Augustin vor. Der Hofzauberer Laurentio soll dafür sorgen, dass der König nicht als Ferdinand der Langweilige in die Geschichtsbücher eingeht. Prinz Augustin bastelt mit Leidenschaft gemeinsam mit dem Zauberer an kleinen technischen Geräten, deren Nützlichkeit meist ohne Sinn bleiben. Laurentios Tochter Pippa ist in August verliebt und träumt von einer gemeinsamen Zukunft, doch ihre Liebe wird eher zögerlich erwidert. Auf dem großen Geburtstagsbankett verkündet der König, dass sein Sohn am Ende des Tages sein Thronfolger wird und sich mit der Kronprinzessin Mirabelle verloben wird. Als wenn das für Pippa nicht schon schlimm genug wäre, wird die Feier durch den aufgebrachten Zauberer Ostwind gestört. Er fordert den Hofzauberer Laurentio zum Duell auf, da dieser ihn angeblich intrigant von der Akademie verwiesen hat, um seine Stelle zu bekommen. In einem magischen Duell befreit Ostwind den Dschinn aus einer Flasche, der einen dunklen Schatten über das Königreich legt. Pippa und alle anderen Personen des Hofes wachen in einer Parallelwelt auf, in der Welt eines Wandertheaters mit bitterbösen Clowns, bösen Zaubereren und viel Gewalt. Nur der Riese Zarter Blütenzauber gibt Pippa und August Kraft und Mut, einen Weg aus diesem aussichtslosem Dilemma zu suchen.
Rezension:

Der Klappentext hat mich neugierig gemacht und ich war sehr gespannt darauf, wie man die Welt des Theaters in eine Fantasygeschichte einbinden würde.

Die Geschichte beginnt ganz theaterlike mit einem Prolog in drei Stimmen aus Shakepeares Sommernachtstraum, einer schmachtenden Ansprache an den Zauber des Theaters und einem Vorspiel. In diesem Vorspiel wird ein Magier vor einem Tribunal angeklagt, Tiere zu halb mechanischen, halb automatischen Automaten verzaubert zu haben, die, mit einem Schlüssel im Rücken, nicht mehr selbständig agieren können. Nachdem der böse Zauberer Ostwind in einem Duell mit dem Hofzauberer Laurentio das Königreich verwandelt hat, präsentiert sich dörfliches Leben abseits des Hofstaats, wobei die Bewohner des Dorfes alle etwas schrullig und speziell sind. Es herrscht Verwirrung über die Veränderungen im Königreich und man bemerkt mit zurückgehaltener Ratlosigkeit, dass der Bürgermeister sich sonderbar verhält und gut verdeckt einen großen silbernen Schlüssel am Rücken trägt. Dann gleitet die Erzählung in eine Parallelwelt ab, in der sich die Protagonisten des Königreiches in ähnlichen Rolle wiederfinden, allerdings vom Charakter her oft ins Gegenteil verwandelt. Pippa fürchtet sich vor ihrem Vater und Ausbilder, dem Zauberer Lorenzo, den sie in seinem neuen Verhalten so nicht wiedererkennt. August ist bei dem gemeinen Weißclown in vergeblicher Ausbildung, ein überzeugender Clown zu werden. Eine Magische Welt des Theaters wird man vergeblich suchen, es erinnert mehr an einer konfusen Zirkusatmosphäre. Dafür begegnet man ziemlich brutalen Beziehungen zwischen Meister und Lehrling, die mit unzähligen Ohrfeigen  und unflätigen Ausdrücken begleitet werden. Begleitet wird dies mit langatmigen Beschreibungen, vielen Satzwiederholungen, unendlich ausführlich beschriebenen und getrunkenen Tassen Tee`s und gegessenen Butterbroten. Gewürzt wird die Story mit willkürlichen Textstellen von William Shakespeare und eigenen dichterischen Ergüssen, um der Geschichte einen vermeintlichen Zusammenhang zu geben, denn einen roten Faden sucht man vergeblich. Weder wird man herausfinden, was wirklich hinter den halbmechanischen und gesteuerten Menschen steckt, noch versteht man die Feindschaft zwischen den beiden Zauberern. Viele Fantasyelemente, die bereits allseits bekannt sind, wie beispielsweise einem Zauberbesen, Spinnen, die aus einem Körper fließen, einem Dschinn, der natürlich aus der Flasche kommt und zum Drachen mutiert, können der durcheinander gewirbelten Handlungssträngen weder Spannung noch Originalität geben. Im Laufe der Geschichte bekommen diese gesteuerten Halbautomatenmenschen plötzlich ohne jede Erklärung die Bezeichnung „Tick-Tacks“. Pippa versucht mit Hilfe von Wasserspeiern, Gedichten, einem Riesen und mit Augusts Unterstützung die Verzauberung aufzuheben und wieder in ihre Welt zu gelangen, was irgendwann auch irgendwie gelingt. Das alles wäre zu ertragen, wenn man nicht an zwei Stellen ganz deutlich lesen würde, dass man nur dann lernt, wenn man verprügelt wird und an anderer Stelle behauptet der Weißclown, um seine Unfähigkeit als Ausbilder zu bekräftigen: „Kinder muss man schlagen, sonst lernen sie nicht.“ („Flittchen…“, Schlecht wie deine Mutter, verdorben bis ins Mark“) Spätestens an dieser Stelle gefror mir mehr als nur das Lachen und ich habe mich ernsthaft gefragt, ob dieses Manuskript jemals einen Lektor/-in gesehen hat. Weder im Genre Fantasy, Science-Fiction (noch in irgendeinem anderen Genre) und schon überhaupt nicht in einem Kinder- oder Jugendbuch (!!!) darf ein solcher Satz stehen. Da nutzt es auch nicht, dass dies vielleicht Angst vor Clowns erklären und bekräftigen will. Für mich völlig unverständlich und auch nicht in dieser konfusen, zusammenhanglosen „fantastischen“ entschuldbar.

Während sich Kollegen und Kolleginnen bemühen, sensibel auf häusliche Gewalt und Missbrauch  aufmerksam zu machen, da macht es mich nur fassungslos, einen solchen Satz, egal in welchem Zusammenhang und egal in welchem Genre, so zu lesen.

Eine Geschichte, in der nichts so ist, wie es zu sein scheint – so die Verlagsankündigung.  Was bleibt, ist ein Buch, das sprachlich eintönig ist und eine wirre, oberflächliche Handlung bietet und bei dem man vergeblich die Besondere Magie des Theaters suchen wird.

Lob für ein interessantes Cover, denn Wasserspeier kommen auch in der Geschichte vor. 😉

Sabine Hoß

Bewertung:

 

 

 

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