Frerk, Du Zwerg!

Finn-Ole Heinrich

Rán Flygenring

Bloomsbury, September 2011

96 Seiten, € 16,00

ab 8 Jahre

 

 

Inhalt:

Obwohl Ferk noch nicht einmal der Kleinste oder Dickste wie andere Kinder in seinem Alter ist, wird er von ihnen mit „Frerk, Du Zwerg“ gehänselt. Es reimt sich halt so schön und Kinder sind einfach manchmal grausam. Frerk ist wirklich ein Kind, das einem leidtun kann: Er sieht so geschniegelt und gestriegelt aus wie sein Vater und darf all das nicht, was alle anderen dürfen: Sich dreckig machen, herumtoben, unordentlich sein… Dafür muss er immer Müsli mit kleingeschnittenem Obst essen, auch wenn er viel lieber einmal die ganze Frucht genießen würde. Auch seine Lieblingswörter darf er nicht benutzen, wie Fressforke, Rülpsplörre und Schlabberlappen. Frerks größter Wunsch ist ein Hund. Nicht irgend ein Hund, sondern wenn schon sollte es ein riesengroßer sein, am liebsten ein Irischer Wolfshund. Doch das bleibt für ihn ein Traum, denn seine Mutter ist allergisch gegen Hunde, Katzen und vor allem gegen alles, was irgendwie Spaß macht. Eines Tages findet Frerk ein Ei im Sand und brütet es heimlich aus. Während Frerk noch im Stillen hofft, dass er einen kleinen pelzigen Hund ausbrütet, hat er plötzlich fünf kleine Zwerge an seiner Hand kleben, die mit einem unglaublichen Temperament und Ideenreichtum an Schabernack ausgestattet sind. Mit diesen kleinen, frechen Zwergen wird Frerks bisheriges Leben völlig auf den Kopf gestellt und seine neuen Freunde bringen ihm mit Leichtigkeit nicht nur Unsinn bei, sondern auch Willenskraft, sich gegen seine dominante Mutter und den zankenden Mitschülern durchzusetzen und zu behaupten.

Rezension:

Schon der Titel lässt vermuten, dass dieses Kinderbuch ein wenig aus der Reihe tanzt. Mit einer unkonventionellen, saloppen Sprache zeigt Finn-Ole Heinrich Charaktere auf, die natürlich stark überzeichnet sind, dennoch irgendwie in der Realität anzutreffen sind. Es gibt die Mütter, die allergisch gegen alles sind und irgendwie überhaupt keinen Spaß verstehen und es gibt immer mehr Eltern, die ihre Erziehung mit Sprachlosigkeit leben. Und es gibt Eltern, die ihren Kindern leider derart alberne Namen geben, dass eine Verballhornung garantiert ist. Da Kinder auch grausam sein können, wird das natürlich gnadenlos gemacht. Die Geschichte ist skurril schräg und man darf nicht wirklich ernsthaft darüber nachdenken, was jüngere Kinder darüber denken, wenn man ihnen vorliest, dass die Zwerge Körner unterschiedlicher Sorten ins Müsli kacken. Auf jeden Fall zieht der Autor seinen Stil konsequent durch und dabei gelingt es ihm durchaus, manche Handlungsweisen der Erwachsenen mit witziger Ironie vorzuführen. Das Buch erhebt sicher keinen hohen literarischen Anspruch, trotzdem ist der Dialog zwischen Frerk und den zwergisch sprechenden Freunden, das ein wenig an Schwyzerdütsch erinnert, einfach urkomisch. Mit dem Temperament und Einfällen der fünf Zwergen bekommt Frerk endlich eine Aufgabe, die ihn fordert. Er muss sich um seine kleinen Freunde kümmern und sie gleichzeitig im Zaum halten, denn ihnen fällt natürlich jede Menge Schabernack ein. Mit diesen neuen Pflichten wächst auch Frerks Selbstbewusstsein. Er setzt sogar durch, zum Entsetzten seiner völlig hysterischen Mutter, das Obst in seiner ganzen Form zu essen und altersgerechte, lockere Kleidung anzuziehen. Selbst als die Zwerge plötzlich verschwunden sind, ist Frerk so gestärkt, dass er für die immer noch anhaltenden Hänseleien seiner Mitschüler gewappnet ist und sogar fast übersinnliche Kräfte entwickelt, was ein ebenso originelles, wie schlüssiges Ende bietet.

Die Zeichnungen von Rán Flygenring unterstreichen mit ihrer Ausgefallenheit stimmig die Geschichte.

Ein  komisch-schräger Roman in einer lockeren, frechen Sprache zum Vorlesen und Selberlesen, bei dem auch ältere Kinder ihren Spaß haben.

Sabine Hoß

Bewertung:

 

 

 

 

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