Jostein Gaarder
Aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs
Illustrationen von Akin Düzakin
Hanser, Juli 2012
80 Seiten, € 10,00
Bilderbuch
Jostein Gaarder hat mit seinem großartigen Roman „Sofies Welt“ (Hanser, 1993) die Philosophie phantasievoll und verständlich in die Köpfe von Kindern und Jugendlichen gezaubert und wurde damit 1994 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. Seitdem hat er sich immer wieder mit den Sinnfragen des Lebens beschäftigt und sie für Jugendliche und Erwachsene in vielfältige Romane verpackt. Die bekanntesten sind wohl „Das Kartengeheimnis“ (1995), „Das Orangenmädchen“ (2003), „Das Schloss der Frösche“ (2005), alle im Hanser Verlag erschienen. Zum 60. Geburtstag des Autors erschien nun dieses dünne Büchlein „Fragen fragen“.
Die Zusammengestellten Fragen sollen Kinder dazu ermuntern, sich Gedanken über sich selbst und die Welt zu machen und die Fähigkeit des Wunderns zu erlernen. Soweit die gewünschte Botschaft. Aber Geburtstage und die damit verbundenen Geschenke sind ja manchmal so eine Sache und nicht immer läuft alles rund. Auf knapp 70 Seiten stehen sich auf der einen Seite ein bis drei Fragen und wunderschöne Bilder gegenüber. Es sind Fragen wie „Woher kommt die Welt? – War schon immer etwas da? – Oder ist alles aus nichts entstanden?“ oder „“Kann ich mich drauf verlassen, dass alles, woran ich mich erinnere, wirklich so geschehen ist?“ Beim Durchblättern dieses Büchleins beeindrucken vor allem die wunderbaren feinfühligen farbigen und schwarz-weiß Illustrationen von Akin Düzakin. Die philosophischen Fragen – tja, die verhallen irgendwann und der Blick konzentriert sich immer mehr auf die Bilder. Aufgeweckte Kinder und Jugendliche werden dieses Buch nicht brauchen, um auf viele der gestellten Fragen zu kommen. Sie stellen sie automatisch durch ihre eigene Neugier. Hilfreich ist natürlich eine verbale Auseinandersetzung zwischen Erwachsenen (im günstigsten Falle die Eltern, Familie) und Kindern, woran es heutzutage immer mehr mangelt, da hilft dann auch dieses Büchlein nichts. Kinder, Jugendliche, denen dieser Austausch fehlt, werden mit einem solchen Bombardement an philosophischen Sinn-Fragen schier überfordert. Mancher Erwachsene, der sich grundsätzlich mit solchen Fragen schwer tut, wird ebenfalls eher abgeschreckt. Was bleibt von diesem runden Geburtstagsbuch von Jostein Gaarder? Eine mehr oder weniger sinnhaltige Fragenzusammenstellung über das Leben und die Welt; bei denen man den wunderschönen Bildern von Akin Düzakin einen Rahmen mit mehr Resonanz gewünscht hätte.
Wenn der große „Magier und Philosoph der Kinder- und Jugendliteratur“ Jostein Gaarder einem Buch seinen Namen gibt, erwartet man etwas Besonderes, in diesem Falle die altbekannten Sinn-Fragen nicht überladener Zahl aufgereiht sondern in originellerer Verpackung oder Geschichte. „Besonders“ ist das vorliegende nicht, bis auf die Illustrationen von Akin Düzakin. Hätte irgend ein unbekannter Autor diesen Fragen-Mix als Manuskript abgegeben, in seinem Briefkasten wäre wahrscheinlich eine höfliche Standardabsage gelandet.
Schade, auch wenn die Geburtstagszahl rund ist, das Buchgeschenk ist es leider nicht.
Sabine Hoß
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