Elfrid & Mila – Das Weihnachtswichtelwunder

Pernilla Oljelund

Aus dem Schwedischen von Brigitta Kicherer

Illustrationen von Susanne Göhlich

Gerstenberg, September 2012

176 Seiten, € 12,95

ab 8 Jahre

 

Kennen Sie das auch? Seit August liegen Printen, Leb- und Pfefferkuchenkuchen, Weihnachtskekse und andere vorweihnachtliche Leckereien im Supermarkt und man hat das Gefühl, bereits seit Wochen hängt und steht überall weihnachtliche Dekoration. Wenn dann die beschauliche Zeit tatsächlich auf Hochtouren und  in die Endrunde kommt, möchte man eigentlich nur noch schreien, vor lauter Frohlocken. Da fällt es manchmal schwer, besinnliche weihnachtliche Geschichten den Kindern vorzulesen. Einen wunderbaren Spagat zwischen weihnachtlicher Atmosphäre und lebendiger, frecher Erzählweise findet man in dem herrlich amüsanten Kinderbuch „Elfrid & Mila“ der schwedischen Kinder- und Jugendbuchautorin Pernilla Oljelund. Mila ist ein kleines neunjähriges Mädchen, das alleine und sehr glücklich mit ihrer Mutter lebt. Doch vor kurzem ist ein neuer Nachbar nebenan eingezogen und ihre Mutter und Klas scheinen sich so gut zu verstehen, was offensichtlich über eine gute Nachbarschaft hinausgeht. Mila merkt, dass sich ihre Mutter und Klas ineinander verliebt haben und befürchtet nun, dass dieser gemeinsam mit ihnen Weihnachten feiern soll, was Mila natürlich überhaupt nicht will. Daher steht als einziger Wunsch auf dem Wunschzettel „Ein richtiges Weihnachten“, was bedeutet mit Mama alleine zu sein. Dieser einziger Wunsch soll Elfrid Nilsson, Weihnachtswichtelin am Nordpol erfüllen. Doch Elfrid ist ein wenig anders als alle anderen fleißigen Weihnachtswichtel. Am liebsten schläft und döst sie in irgend einer Ecke und versucht, zum Ärger ihrer Kollegen und dem obersten Auftragswichtel, wo und wie immer es geht, sich vor der Bearbeitung der Weihnachtswünsche der Kinder zu drücken. Doch der Große Rote, der Weihnachtsmann selber, nimmt sich Elfrid zur Brust und macht ihr unmissverständlich klar, dass es ihre Aufgabe ist, diesen einzigen Wunsch von Mila zu erfüllen, vorher darf sie sich nicht mehr am Nordpol blicken lassen. Doch Elfrid wäre nicht Elfrid, wenn sie diesen Auftrag so erfüllen würde, wie normalerweise Weihnachtswichtel das tun. Mit ihrer ziemlich frechen und leicht überheblichen Art eckt sie zunächst einmal  bei ihrer Auftragsgeberin an, als Mila Elfrid schnarchender Weise neben sich auf dem Boden kennen lernt. Elfrids Ideen, wie man Milas Wunsch erfüllen kann, findet das Mädchen zwar originell, leider bringen sie aber nicht den gewünschten Erfolg, statt dessen wird die Situation für Mila immer schwieriger. Als Mila und Elfrid dann auch noch versehentlich am Nordpol vor den Füßen des Weihnachtsmannes stehen, greift dieser durch und befreit Elfrid von ihrem Auftrag, der sie doch zu überfordern scheint. Statt dessen soll die schnelle und zuverlässige Wichtelin Nummer Eins Nilsson den Auftrag übernehmen, denn sie ist schließlich seit 87 Jahren regelmäßig zur Wichtelin des Jahres gewählt worden. Auch diesen Auftrag nimmt Nummer Eins sehr ernst und erfüllt ihn gewissenhaft. Allerdings weiß sie nicht, dass sich in der Zwischenzeit einiges verändert hat, was auch Milas Wunsch nicht unbeeinflusst lässt. Und dann ist da noch der Journalist Pascal Petersen, der als einziger Erwachsener Elfrid sehen kann. Er will sie einfangen und mit ihr die Story seines Lebens schreiben und vom Nordpol bis zum Südpol berühmt werden. Doch alle halten ihn für völlig durchgeknallt…

Pernilla Oljelund ist eine herrlich freche und turbulente Weihnachtsgeschichte gelungen, in der sie auf erfrischende Weise bekannte und klassische Elemente aus Weihnachtsgeschichten  mit Bezügen aus der Realität mixt und diese auch ein wenig auf die Schippe nimmt ohne aber in die Lächerlichkeit abzurutschen. So gibt es für Elfrid ein Wichtelofon und eine Fahrkarte für den Polarexepress, der in Form eines Eisbären ein öffentliches Verkehrsmittel mit gängigen Verspätungen ist.  Natürlich ist Milas Wunsch zunächst einmal alles andere als weihnachtlich. Nachdem sie aber feststellt, dass ihr Wunsch zwar in Erfüllung zu gehen scheint, dafür aber ihre Mutter sehr traurig wird, merkt Mila, dass man sich nicht über etwas freuen kann, wenn derjenige, den man liebt, sich nicht auch darüber freut. Als dann auch noch Elfrid gegen diese  überhebliche Nummer Eins Nilsson ausgetauscht wird und Mila heraus findet, dass Elfrid ihr die ganze Zeit etwas vorgespielt hat, setzt sie sich für ihre mittlerweile sehr lieb gewonnen persönliche Weihnachtswichtelin ein. Damit bekommt die lebendige, temporeiche Handlung, in der es einige herrlich wunderbare komische Situationen gibt, durchaus auch besinnliche Hintergründe. Werte wie Freundschaft, Liebe, Toleranz und Respekt werden mit der manchmal gar nicht so einfachen Sache, zu helfen und sich helfen zu lassen charmant und mit Augenzwinkern verbunden. Viele kleine originelle Details und fantastische Ideen machen dieses Buch gemeinsam mit liebenswerten Figuren wie Mila oder der gar nicht engelslieben Elfrid zu einem wunderbaren vorweihnachtlichen Lesevergnügen, denn die klare Sprache ist humorvoll und bleibt auf Augenhöhe der Kinder. Die hervorragende Übersetzerin Brigitta Kicherer hat auch hier genau den richtigen Ton getroffen.

Das Cover sieht ein wenig unscheinbar, ja man könnte sagen, ein wenig altmodisch aus, was mir in diesem Fall persönlich trotzdem sehr gut gefällt, ebenso wie die schwarz-weiß Illustrationen von Susanne Göhlich, die die Geschichte mit Witz und Wärme unterstreichen.

Wer also ein wenig mit allzu viel frohlockendem Zauber hadert, der wird mit dieser turbulenten Weihnachtsgeschichte beim Vor- oder Selber lesen seinen Spaß haben.

Sabine Hoß

Bewertung:

 

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