Sabine Ludwig
rororo rotfuchs, November 2012
128 Seiten, € 9,99
ab 8 Jahre
Inhalt:
Wie in den meisten Familien geht es auch bei Familie Trautwein zur Weihnachtszeit alles andere als nur besinnlich zu. In diesem Jahr ist das Fest ganz besonders anders, denn noch im Frühjahr steht der Weihnachtsbaum auf dem Balkon. Das hat viele Gründe: Einmal liegt es daran, dass die Trautweins nach den richtigen Weihnachtstagen den Heiligen Abend noch einmal für Tante Traudl wiederholen mussten. Sie kommt nämlich jedes Jahr zu Besuch, weil sie eine Biedermeierkommode hat, auf die Hannes und Luzies Mutter scharf ist. Daher wird jedes Jahr ein Gänsebraten gemacht, den eigentlich keiner gerne essen mag. Aber weil Tante Traudel immer sagt, dass bei Trautweins Weihnachten immer so gefeiert wird, wie sie es aus ihrer Kindheit kennt, wird natürlich nichts geändert, auch wenn die Familienmitglieder über das ein oder andere nur die Augen rollen können. Da Tante Traudl an Weihnachten aber mit einer Grippe im Bett liegt und nicht kommen kann, wird der Heilige Abend kurzerhand nach Weihnachten verschoben. Allerdings hat man den alten Weihnachtsbaum schon entsorgt, da kaum noch Nadeln an ihm zu finden waren. Und wo bekommt man nach Silvester einen schönen, frischen Weihnachtsbaum her? Hannes dagegen hat ein ganz anderes Problem. Er hat bei seiner Nachbarin Frau Moll einen Wellensittich versteckt. Der Vogel gehört einem Klassenkameraden, der über die Ferien eine Pflegestelle für ihn gesucht hat. Hannes wollte schon immer gerne ein Haustier haben, aber da seine Mutter eine Allergie hat, hat Hannes den Wellensittich in die Wohnung der Nachbarin geschmuggelt, die über die Weihnachtstage verreist ist und deren Blumen Hannes in der Zwischenzeit pflegen soll. Jetzt hat er zwei Pflegedienste, einmal sein neues Haustier und die zahlreichen und sehr empfindlichen Blumen von Frau Moll. Hannes Schwester Luzie ist zwar noch im Kindergarten, aber ziemlich clever und hat daher schnell herausgefunden, was Hannes in der Wohnung der Nachbarin versteckt. Das alles wäre nicht so schlimm, wenn es nicht auch noch den spießigen Vermieter im Haus, Herrn Dobelmann, geben würde. Der steht hinter jeder Ecke und schaut sich voller Misstrauen an, was seine Mieter machen. Und in diesem Chaos soll Tante Traudel ihr besinnliches Weihnachten im neuen Jahr feiern: Mit Gänsebraten und Christbaum. Und das alles wegen einer alten Biedermeierkommode…
Rezension
Wer in der beginnenden engeljauchzenden Glanz- und Gloria Adventszeit eine Geschichte sucht, die mit Humor fest auf der Erde steht, wird mit der Weihnachtsgeschichte „Wer hustet da im Weihnachtsbaum“ von Sabine Ludwig genau das Richtige finden. Typische Verhaltensmuster und Rituale, die man so oder zumindest so ähnlich in (fast) jeder Familie (nicht nur zur Weihnachtszeit) antrifft, hat die Autorin treffsicher mit einem sicheren Blick in diesem chaotisch-lustigen Buch verpackt. Wem sind sie nicht schon einmal begegnet, die vorgetäuschten Haustierallergien der Erwachsenen, um sich im Alltagstrubel einer weiteren Belastung, die meistens an der Mutter hängenbleibt, zu entziehen? Oder wer kennt nicht, die ein oder andere familiäre weihnachtliche Tradition, bei der man sich fragt, warum man sie eigentlich noch immer so macht, obwohl eine Veränderung oder Auffrischung sicher ratsam wäre? Sabine Ludwig hat eine rundum sympathische Familie Trautwein geschaffen, die man bestens zu kennen scheint. Ihre herrlichen Attitüden mit sicherem Wiedererkennungswert werden mit der ganz eigenen Sichtweise und humorvollen Note der Autorin gespiegelt. Natürlich darf ein miesepetriger Gegenpart in der Figur des Vermieters Herr Dobelmann nicht fehlen. Aber auch dieser bekommt eine Chance und verwischt damit das Bild der Schwarz-Weiß-Charaktere. Wunderbar amüsant auch Hannes verzweifelter Kampf, seinen Bubi-Wellensittich in seinem Versteck zu halten, gleichzeitig Herr der Pflanzen zu werden und seine Schwester Luzie vor dem Ausplaudern zu bewahren.
Über den hustenden Weihnachtsbaum werden sich jüngere wie auch ältere Kinder amüsieren, dem Erwachsene wird beim Vorlesen ein Schmunzeln oder bestätigendes Auflachen ein garantierter Begleiter sein.
Eine herrlich turbulente Geschichte mitten aus dem prallen Leben, leicht überzogen und mit einem guten Schuss Humor – so kann man sich auf das Weihnachtsfest mit der Familie freuen.
Sabine Hoß
Bewertung: