Alex Haas
Oetinger, August 2013
160 Seiten, € 12,00 Euro
ab 13 Jahre
Inhalt:
Ben Steigler steckt mitten drin. In dieser schwierigen Zeit eines jeden Menschen, in der der Körper scheinbar eine Art Eigenleben entwickelt und nicht mehr das tut, was der Verstand gebietet. Vielleicht deshalb, weil eben selbiger in dieser Zeit gerade Urlaub zu machen scheint und man zielsicher von einer Katastrophe in die nächste schlittert. Erwachsene nennen diese Zeit Pubertät. Und wie jedem anderen hormongesteuerten jungen Mann geht es auch bei Ben nur um eins: Das Mädchen seiner Träume. Doch obwohl er der kleine Bruder von Tony Hawk auf dem Skateboard ist und angehender Bestsellerautor für Liebesgeschichten, kann er bei Tanja, dem Objekt seiner Begierde, nicht landen. Zu allem Überfluss durchkreuzen seine Eltern seinen wohl durchdachten Plan, die anstehenden Sommerferien dafür zu nutzen, Tanja doch noch für sich zu gewinnen. Stattdessen muss er mit ihnen Urlaub an der dänischen Küste machen, einer Region, in der moderne Kommunikationsmittel ebenso fern zu sein scheinen wie für den Rest der Welt der Lichtgeschwindigkeitsantrieb. Und wieder einmal bestätigt sich, was Pubertierende schon immer wussten: Die ganze Welt hat sich gegen sie verschworen.
Rezension:
Was tut Mann, wenn er nichtsahnend am Schreibtisch seiner Frau vorbei geht und dort ein Buch mit dem Titel “ Die inneren Werte von Tanjas BH“ liegen sieht? Genau; ein kurzer Blick, ob jemand in der Nähe ist und schon ist das Buch aufgeschlagen. 1:0 für die Autorin. 🙂
Den Urinstinkt ihrer Zielgruppe (und nicht nur dieser) hat sie todsicher getroffen. Hinzu kommt das tolle Cover, das Kurzweil verspricht und keine tiefenpsychologische Analyse. Und man(n) wird nicht enttäuscht. 2:0
Gleich die ersten Seiten haben mich zum Fan des Protagonisten Ben werden lassen. Ohne großartige Einleitung steigt man gleich richtig ein in die Welt von Ben. Ich persönlich liebe so etwas. Keine langwierigen Erklärungen sondern gleich mitten drin statt nur dabei. 3:0
Alex Haas lässt den Leser in Ben´s Gedankenwelt eintauchen. Dabei wird natürlich alles durch Bens Brille beschrieben und seine Sicht der Dinge lässt einen selbstbewussten, lustigen, manchmal auch nachdenklichen Jugendlichen erkennen. Meistens jedoch lassen Ben’s Beschreibungen einen schmunzeln, wenn nicht gar die Lachtränen in die Augen schießen. Mein persönlichen Favoriten sind da die Ereignisse rund um die Biologielehrer. 4:0
Obwohl Ben sich mit der Liebe auseinander setzen muss, ist er anfangs eigentlich völlig unromantisch. Die Art und Weise, wie er zusammen mit seinem besten Freund Felix die „Eroberung“ von Tanja auf dem Schulabschlussball plant, hat eher etwas generalstabsmässiges, denn dass sie von Romantik getrieben wäre. Und natürlich scheitert Ben grandios. Aber von solchen Rückschlägen lässt er sich, fast ein wenig ignorant, nicht entmutigen. Blöd nur, dass auch sein Plan B mit dem Urlaub in Dänemark ausgehebelt wird. Also rasch den besten Freund als Anstandswauwau engagiert und sich mit den Umständen arrangieren.
Für mich macht die positive Grundhaltung von Ben den Charme der Geschichte aus. Endlich ein Junge, der, obwohl er ein ums andere Mal mit Anlauf im Fettnapf landet und sich am liebsten per Teleportation wo anders hin wünscht, nicht in die in unserer Zeit so beliebten Depressionen flüchtet. Im Gegenteil, er hat für alles die ihm genehme Erklärung und wenn nicht, auch kein Weltuntergang.
Der zweite Aspekt, der für mich diese kleine Geschichte so liebens- und lesenswert macht, ist, wie herrlich unaufgeregt Ben mit sich und seiner Umwelt umgeht. Alex Haas nimmt mit Bens Hilfe alles gnadenlos aufs Korn, was die Welt eines angehenden Teenagers ausmacht: Nervige Eltern, die vor allem nicht wahrhaben wollen, dass man kein Baby mehr ist. Ältere Geschwister, die auch nur blöde Kommentare auf Lager haben. Begegnungen mit dem anderen Geschlecht, die unerklärliche und unerwünschte Reaktionen auslösen. Vor allem, dann, wenn man im Adamskostüm vor der „Gegenseite“ steht und das beste Stück entgegen seiner üblichen Verhaltensweise eher auf Tarnmodus denn auf Demomodus schaltet. Aber all das lässt unseren Helden nicht verzweifeln, vielen Dank dafür.
Alex Haas ist mit „Die inneren Werte von Tanjas BH“ eine herzerfrischende Geschichte über die schwierige Zeit des Erwachsenwerdens gelungen. Mit deutlichem Augenzwinkern lässt sie die Leser an Bens Welt teilhaben, ohne ihn lächerlich zu machen und doch das eine oder andere herzhafte Lachen auszulösen. 5:0
Wer sollte das Buch lesen: Jugendliche, die auch „mittendrin“ stecken; denn Ben’s Botschaft an Euch: Ihr seid nicht allein, egal wie blöd ihr Euch vorkommt oder wie dämlich die Situation auch sein mag, einfach weitermachen. Alles wird gut.
Und die älteren von uns sollten sich für 2 Stunden nochmal in Ben’s Welt versetzen. Sei es rein um der Unterhaltung willen oder vielleicht auch, um an die eine oder andere „Katastrophe“ der eigenen Jugend erinnert zu werden, und dann den Katastrophen des eigenen Nachwuchses ein wenig milder zu begegnen.
Gastrezensent Markus, 46 Jahre
Bewertung: