Der kleine Ritter um halb vier

Der kleine Ritter um halb vier KLEIN

Matthias Morgenroth

mit Illustrationen von Imke Stotz

dtv, November 2013

176 Seiten, € 10,99

ab 8 Jahre

 

 

Schon das ein oder andere Mal sind Ritter in der Kinder- und Jugendliteratur tot gesagt bzw. –geschrieben worden. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen sind und bleiben sie so quicklebendig wie in dem lebendigen Kinderbuch „Ein kleiner Ritter um halb vier“ von Matthias Morgenroth.

Seit zwei Tagen ist der neunjährige Theo alleine mit seinem Vater und seiner kleinen Schwester Milli. Seine Mutter ist mit ihrer Freundin nach Italien abgehauen, (auch wenn Theo das so nicht sagen darf), weil sie eine Auszeit für sich und von ihrem Mann braucht, der sowieso keine Zeit für sie hat und nur mit dem Handy am Ohr „zuhört“. Nun ist der Vater alleine und mit sich und der ganzen Situation ziemlich überfordert. Als Theo aus der Hausaufgabe, zehn ganz besondere Dinge aus der Natur aufzusammeln, seine persönliche Schatzsuche macht und ein tiefes Loch buddelt, plumpst in dieses der kleine Ritter Kasimir mit seinem Reittier, dem Meerschweinchen Rosalinde, hinein. Auch Kasimir ist auf Schatzsuche, er soll als Beweis für seine Liebe zu seiner holden Herzeloide den Schatz bringen, der auf der Schatzkarte aufgezeichnet ist. Theo verspricht ihm, bei der Schatzsuche zu helfen, im Gegenzug soll er ihm verraten, wie man seine Liebste am besten umgarnt, denn darin versteht sich Kasimir bestens – sagt er. Mit Liedern und heißen liebesschwülstigen Gedichten soll der Vater die Mutter und Ehefrau wieder nach Hause zurückerobern. Denn Theos zehnter Geburtstag steht kurz vor der Tür und er bezweifelt, dass es ohne Mama ein schöner Geburtstag werden wird, denn sein Vater ist schon jetzt mit den alltäglichen „Kleinigkeiten“ komplett gestresst. Ein spannendes und chaotisches Abenteuer um zwei völlig unterschiedliche Schatzsuche beginnt.

Es ist ein herrlich verrücktes Spektakel zwischen Realität und ritterlicher Fantasiewelt, das Morgenroth in leicht verständlicher Sprache für Erstleser verpackt hat. Theo weiß, dass er Kasimir vor seinem Vater verstecken muss, denn der glaubt ihm seinen ritterlichen Besuch ohnehin nicht. Vielmehr macht er sich Sorgen, dass seine merkwürdigen Anwandlungen aus der Tatsache rühren, dass die Mutter plötzlich abgehauen ist, für alle etwas viel ist. Mit Charme und Pfiff spricht Kasimir in ritterlich altmodischen Ton Theo Mut zu, dass schon wieder alles ins Lot kommt. Das dies nicht ganz ohne komisch-chaotische Zwischenfälle geschieht sei verraten. Auch wenn der Vater ganz geerdet nicht an fantastische Rittergestalten glaubt, ist es aber Kasimir, der ihn in einem schwachen Moment dazu bringt, ein Liebe-bekundendes Lied und flammendes Liebesgedicht an seine Frau zu verfassen – und stößt ihn dezent mit einem Versprechen auf seine nicht eingehaltende „Handy-Etikette“.

Am Schluss wird es doch noch ein turbulenter Geburtstag mit einer tollen Überraschung für Theo, ganz real.

Eine herrlich komische, turbulente Geschichte, in der es um die Nöte und Ängste von Kindern geht, zwischen Mittelalter und Gegenwart, Realität und Fantasie.

Imke Stotz hat der Geschichte mit ihren witzigen und schrägen Illustrationen samt Cover den letzten Schliff geschenkt.

Ein Buch, bei dem auch Erwachsene beim Vorlesen ihr ritterliches Vergnügen haben werden. 😉

Sabine Hoß

Bewertung:

 

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