Ein Hund wie Sam

Ein Hund wie Sam KLEIN

Edward van de Vendel

Aus dem Niederländischen von Rolf Erdorf

Carlsen, Juli 2013

128 Seiten, € 9,99

ab 9 Jahre

 

 

Plötzlich steht ein großer, weißer Hund in der Auffahrt. Der neunjährige Kix und seine kleine Schwester Emilia nähern sich ihm vorsichtig. „Gespensterhund“ nennen ihn die beiden, denn als sie ihn ihren Eltern zeigen wollen, ist er wie vom Erdboden verschwunden. Doch genauso, wie er verschwunden ist, ist das prächtige Tier kurze Zeit später wieder da. Ganz zaghaft nähert sich der weiße Hund den Kindern und Erwachsenen. Kix, Emilia und die Erwachsenen zeigen „Sam“, wie die Kinder den Hund nennen, dass sie es gut mit ihm meinen und er Vertrauen zu ihnen haben kann. Da so ein prächtiges Tier nicht einfach herrenlos durch die Gegen streift, beobachtet die Familie, woher Sam kommt. Sein Weg führt in zu der Farm der Jones, was kein gutes Zeichen ist. Der alte Jones und Kix` Vater  sind schon einmal aneinander geraten und daher wissen sie, dass Jones ein unangenehmer Nachbar ist, der zu Menschen wie zu Tieren sehr ruppig ist. Da es bereits zwei Hunde und zwei Pferde in der Familie von Kix und Emilia gibt, wollen die Eltern eigentlich nicht noch weiteren tierischen Zuwachs. Doch die Kinder sehen das ganz anders. Jeder der Erwachsenen hat einen Hund für sich, jetzt wollen die beiden auch einen eigenen. Nämlich Sam, der große, weiße Hütehund, der sich mit den Pferden genauso gut versteht wie mit den beiden anderen Hunden.

Sam baut langsam Vertrauen zu den Kindern und zu den Erwachsenen auf und merkt, dass sie ihn lieben. Der Vater ist von der Vorstellung nicht begeistert, den Rassehund eines Nachbarn mit durchzufüttern. Der Hund gehörte Cracker, dem Sohn des alten John gehörte. Als dieser seine Farm aufgeben musste, hat er sich auch nicht mehr um den Hund gekümmert, den er wohl auch vorher nicht mit viel Liebe bedacht hatte.

Der alte Jones fordert nach einem Gespräch mit Kix Vater viel Geld für Sam, damit sie ihn behalten können, worauf sich der Vater nicht einlässt. Als Jones dann einlenkt und verspricht, den Hund wieder auf seine Farm zu holen, fühlt Kix sich verraten und ist stocksauer. In der Nacht schleicht er im Schlafanzug und auf Pantoffeln zur Farm vom alten Jones, um Sam wiederzusehen. Er ahnt nicht, dass er dabei beobachtet wird und es zu einer folgenschweren Begegnung kommen wird…

Edward van de Vendel erzählt aus der Perspektive des neunjährigen Kix auf Augenhöhe von Kinder in kurzen, klaren Sätzen. Dabei zeigt er mit einer sensiblen Warmherzigkeit die bedingungslose und aufrichtige Liebe von Kix, wie auch die seiner kleineren Schwester Emilia, zu dem Hund Sam. Genauso stellt der Autor aber auch die Befürchtungen und Argumente der Eltern gegenüber, warum diese den prächtigen Hund nicht als weiteres Familientier wollen. Vendel gelingt es ohne weit schweifende Beschreibungen die verschiedenen Charaktere treffend zu spiegeln: Die unentschiedenen Eltern, die einerseits sehen, dass ihre Kinder den Hund über alles lieben und behalten wollen, andererseits ihn nicht behalten und durchfüttern wollen, da er dem Nachbarn gehört, mit dem sie kein gutes Verhältnis haben. Der mürrische Nachbar Jones und sein Sohn Cracker, der alles verloren hat und daran fast zerbricht. Sam ist ein rätselhafter und verunsicherter Hund, der erst einmal scheu auf die liebevolle Zuneigung von Kix und Emilia reagiert. Erst ihre Konstanz lässt ihn Zutrauen fassen, zeigt sich als einen bedingungslosen Beschützer, der allerdings auch nicht immer unproblematisch ist.

Als der neunjährige Kix sich von seinem Vater verraten fühlt und ihm nicht mehr vertraut, zeigt er seine Entschlossenheit und Mut, als er sich nachts in Pantoffeln und Schlafanzug auf den Weg zur Nachbarfarm aufmacht, um seinem geliebten Hund nahe zu sein. Hier trifft er auf jemanden, mit dem Kix gar nicht gerechnet hat – auch nicht sein Vater, der ihm gefolgt ist, nachdem er sein Bett leer vorgefunden hat. Bei dieser Begegnung zeigt der kleine, mutige  Kix die kluge Weitsicht, dass es nicht um die Befindlichkeiten der Erwachsenen geht und weder sie noch die Kinder bestimmen können, bei wem der tolle Hund leben soll, sondern nur Sam alleine das entscheiden kann. Und genau das tut Sam dann auch…

Auch wenn man vielleicht kein großer Hundeliebhaber ist, wird man dieses Buch und Sam (!) ins Herz schließen. Eine kluge, warmherzige Geschichte, die Mensch und Tier/Hund verbindet und zeigt, wie groß manchmal die Kleinen gegenüber uns Erwachsenen sein können.

Atmosphärisch stimmig übersetzt hat Rolf Erdorf die Erzählung, die übrigens nicht erfunden ist, sondern auf Erlebnissen des Autors während eines Sommerurlaubs auf der Farm seines Bruders mit Familie erlebte.

Gerne gebe ich hier den Hinweis auf die Fortsetzung bekannt, die im September 2014 mit dem Titel „Der Winter mit Sam“ erscheint – und auf die ich neugierig bin.

Das Cover für diese so nette Geschichte fast ein wenig zu blass und unauffällig, die schwarz-weiß Zeichnungen von Philip Hopman fügen sich passend in die Geschichte ein.

Sabine Hoß

Bewertung:

 

 

 

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