Klaus Kordon
Historischer Abenteuerroman
Beltz & Gelberg, August 2014
376 Seiten, € 18,95
ab 14 Jahre
Zu Zeit Napoleons: Als kleiner Junge verliert Joss durch eine der zahlreichen Plünderungen durch die Franzosen seine Eltern und sein Zuhause. Ziellos irrt er durch einen Wald und wird schließlich von Mutter Marie und Vater Mewes aufgenommen. In ihrem Dorf Siebeneichen wächst er wohlbehütet auf und findet dort Freunde, darunter den ehemaligen Soldaten Henning Struve, der auch gegen die Franzosen gekämpft hat. Ihm gibt er den Schwur, eines Tages die Franzosen zu besiegen und sich dafür zu rächen, dass sie ihm seine Familie genommen haben. Als eines Tages die Lützower Freiheitskämpfer in sein Dorf einreiten, um nach neuen Rekruten zu suchen, scheint der Zeitpunkt gekommen, den Schwur einzulösen, den er einst Henning Struve gegeben hat. Kurzentschlossen schließt er sich den Freiheitskämpfern an und findet sich schon bald auf einer großen Abenteuerreise wieder, bei der Joss lernt, was wirklich Freiheit bedeutet und deren Ausgangspunkt die größte Schlacht der Befreiungskriege ist.
Ein großartiger historischer Abenteuerroman! Wer, wie ich im Moment, in der Schule die Befreiungskriege als Thema in Geschichte hat, wird dieses Buch hilfreich finden, denn es erzählt authentisch, wie ein 16-jähriger Junge diese Zeit erlebt haben muss. Es erzählt nicht nur die Geschichte eines Jungen, der versucht, herauszufinden, wer er ist, sondern auch, wie die Verhältnisse zu Zeiten der Befreiungskriege waren und wie die Leute zu jener Zeit gedacht haben. Dabei sind die Personen, auf die Joss während seiner Zeit bei den Lützower Freiheitskämpfer trifft, genauso interessant wie vielschichtig. Mir hat besonders der Charakter Thies gefallen, der Joss während seiner Zeit als Lützower Freiheitskämpfer als Mentor dienen soll. Ganz anders als die meisten seiner Genossen, denkt Thies nicht nur in Schwarz und Grau, sondern sieht auch die Vorteile, die die Franzosen Deutschland gebracht haben und denkt auch sonst für seine Zeit ziemlich fortschrittlich. Auf der einen Seite hat man mit Thies jemanden sehr zukunftsorientiert denkenden Protagonisten (was auch manchmal zu Konflikten zwischen den anderen Freiheitskämpfern führt), auf der anderen Seite hat man all die anderen Freiheitskämpfer, wie z.B. Leutnant Körner und Burchard Voß, die alle ihren Hass auf die Franzosen mit Gesängen und ihren Gesprächen Joss gegenüber zum Ausdruck bringen. Dabei steht ihr Vaterlandstolz immer im Vordergrund, was typisch für die damalige Zeit gewesen ist. Sehr interessant zu sehen ist, wie Joss durch die Gespräche mit Thies immer nachdenklicher wird, ist er ja, genau wie die anderen, der Meinung, dass die Franzosen nur böse sind und unbedingt aus dem Land vertrieben werden müssen. Somit durchlebt Joss eine interessante Entwicklung, die sein Schwarz-Weiß-Denken nach und nach verändert. Doch „Joss“ ist auch ein sehr abenteuerlicher Roman mit vielen fesselnden Stellen, wie z.B. als er mit dem verletzten Thies vor den Franzosen flüchtet und sie sich notgedrungen bei Bauern einquartieren müssen, dabei aber immer Gefahr laufen müssen, entdeckt oder verraten zu werden. Auch die Liebe kommt in diesem Buch nicht zu kurz, da Joss` Gedanken immer wieder zu seine großen Liebe Maicke schweifen, die in seinem Dorf geblieben ist. Diese Gedanken nehmen allerdings während der Handlung nicht überhand, sodass Joss Verliebtheit und Sehnsucht nach Maicke und die Frage, ob sie zuhause auf ihn wartet, eher zu einer Nebensache wird. Ich würde dieses Buch auf jeden Fall Jugendlichen empfehlen, die sich für Geschichte interessieren, darunter vor allem auch Jungs, weil Klaus Kordon mit diesem Buch die Befreiungskriege aus der Sicht eines 16-jährigen Jungen interessant und vor allen Dingen spannend rüberbringt. Wer am Ende noch einmal einen geschichtlichen Zusammenhang über Napoleons Triumph und Niederlage haben möchte, findet dazu im Nachwort des Autors eine kurze Zusammenfassung.
Johanna, 17 Jahre