Sultan und Kotzbrocken in einer Welt ohne Kissen

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Claudia Schreiber

Mit Illustrationen von Sybille Hein

Hanser, August 2014

112 Seiten, € 13,90

ab 6 Jahre

 

 

2004 erschien das Kinderbuchdebüt von Claudia Schreiber mit „Sultan und Kotzbrocken“, das auf Anhieb die Herzen von kleinen und größeren Leser eroberte. Ein Buch, das auch als Theaterstück (es gibt sogar eine iranische Fassung) und Puppenspiel großen Erfolg feiert. Als Hörspiel ist das neue Buch „in einer Welt ohne Kissen beim WDR KiRaKa in zwei Teilen zu hören:                                                                                                                           Teil 1 am 19.09.14 um 14:05 und 17:05 Uhr und Teil 2 am 26.09.2014 um 14:05 und 17:05 Uhr und im Frühjahr 2015 beim SWR.

Es sollte aber trotzdem 10 Jahre dauern, bis die Geschichte von dem faulen und naiven Sultan und seinem gewitzten Diener Kotzbrocken fortgesetzt wird.                                          In dem neuen Abenteuer der Beiden wird der faule und weltfremde orientalische Herrscher hoch oben auf seinem Kissenberg von der Nachricht überrascht, dass er der falsche Sultan und der richtige Thronfolger der Schwippschwager fünften Grades mütterlichseits ist und ab sofort dieser die Herrscherarbeit übernimmt. Die Frauen und Kissen gehen in den Besitz des neuen Herrschers über.

Der Sultan ist verzweifelt: Wo soll er hin, was soll er nun machen?  Da sein treuer Diener auch nicht gerne alleine bleiben will, bietet Kotzbrocken seinem Sultan an, gemeinsam mit ihm in seine Heimat zurückzugehen. Die hundert Frauen wollen zunächst alle mit, nachdem sie aber feststellen, dass alle Annehmlichkeiten im Palast bleiben, wollen sie lieber bei dem neuen Sultan bleiben.

Also machen sich Sultan und Kotzbrocken mit dem wenig Ersparten, das ihnen übergeben wird, auf eine lange Reise. Auf der Wanderschaft lernt der einfältige Sultan so manche Lektion. Er lernt, was ein Muskelkater ist und was man dagegen tun kann und wie wichtig richtiges Schuhwerk ist. In der Heimat von Kotzbrocken angekommen, ist der Sultan entsetzt, als sich das neue Zuhause als einfache Bretterbude herausstellt. Doch Kotzbrocken wäre nicht der gewitzte Diener, wenn er es nicht schaffen würde, den überheblichen Sultan von seinem hohen, nicht mehr vorhandenen Kissenberg herunter zu holen. Er zeigt dem Sultan, welche Tiere welche Nahrungsmittel geben, wie man Obst und Gemüse anbaut, wie man Essen kocht und den Tisch deckt.

Alles hätte weiter so friedlich gehen können, wenn der Schwippschwager und „richtige“ Sultan so überhaupt keine Lust hätte, die Herrschaft zu übernehmen. Obwohl er mit seinem Leben als Taucher und seiner Familie mehr als zufrieden ist, entführt man ihn in den Palast, bis er sich kurz darauf klammheimlich auf Nimmerwiedersehen aus dem Staub macht. Die Frauen und das Volk sind entsetzt: Ein Volk und ein Palast ohne Sultan – wie soll das gehen? Also machen sie sich auf die lange, beschwerliche Reise zu Kotzbrocken, um ihren Sultan wieder zurückzuholen.

Claudia Schreiber trifft mit ihrer frech-witzigen aber niemals flachen Sprache und einem wunderbar leichten, unterhaltsamen Erzählstil genau den Ton für Kinder wie auch für Erwachsene. Sie traut sich, mit Schimpfworten zu spielen, ihre mitunter Zweideutigkeit zu erklären, ohne sie zu degradieren. Das neue Märchen ist eine humorvolle Abenteuerreise, bei der der hochnäsige und faule Sultan sich den neuen Lebensumständen anpassen muss und sich dabei positiv weiter entwickelt. Kotzbrocken kann sich trotz aller Gängelei nicht vorstellen, ohne seinen Herrscher zu leben und nimmt ihn kurzerhand mit zu sich nach Hause, ohne genau zu wissen, was ihm bevorsteht. Wie schnell sich Menschen voneinander verabschieden, wenn äußere Annehmlichkeiten von heute auf morgen verschwinden und sich ohne lange zu Überlegen dem nächsten anschließen, um sie wieder zu erhalten, zeigt die Autorin auf leichte und dennoch nachdenklich machende Weise, ohne den moralischen Finger zu heben.

Eine runde, gelungene Fortsetzung des orientalischen Märchens um Sultan und seinen Diener Kotzbrocken, das genau so großen Spaß beim Vor- und Selberlesen bei Klein und Groß macht, wie das erste Buch.

Die farbigen Illustrationen und das Cover von Sybille Hein ergänzen (wie in der ersten Geschichte) mit bunten, witzig-schrägen Bildern von Sultan und seiner Dienerschaft perfekt den Text.

Ein kleiner Tipp, da selbst erlebt:

Ganz besonderen Spaß hat man bei  einer Lesung mit Claudia Schreiber, die mit Tempo und originellen Ideen die kleinen Zuhörer sofort in den Bann zieht und gemeinsam mit ihnen auf den Kissenberg steigt. Herrlich!

Sabine Hoß

Bewertung:

Ein Kurz-Interview mit der Autorin zu diesem Buch findet Ihr hier:

 

 

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