Die Interessanten

Die Interessanten KLEIN

Meg Wolitzer

Aus dem Englischen von Werner Löcher-Lawrence

Dumont Verlag, August 2014

608 Seiten, € 22,99

 

 

 

Kurz vor Weihnachten noch ein Buchtipp aus der Erwachsenenbelletristik, man könnte auch sagen, auf umgekehrten Weg des von den Jugendbuch-Verlagen künstlich ausgedachten Begriffes des „all age“-Buches. 😉

Der nicht lineare Roman umfasst knapp vierzig Jahre und unterschiedlichen Entwicklungen von sechs Jugendlichen, die sich als Teenager bei einem Sommercamp in den USA kennenlernen. Ethan, Jonah, Cathy und die Geschwister Ash und Goodman, die aus unterschiedlichen sozialen Schichten kommen, nehmen Julie in ihre Clique mit auf. Sie geben sich den Namen „die Interessanten“, da jeder von ihnen eine besondere Begabung aus der Welt der Kunst, Kreativität, Musik mitbringt und alle auf der Suche nach individueller Freiheit sind.

Der Autorin gelingt es mit tiefgründiger Leichtigkeit und Raffinesse, diese unterschiedliche Biographien über vier Jahrzehnte hinweg miteinander zu verweben. Es brauchte eine Weile, bis man sich in der manchmal etwas sperrig wirkenden Sprache einfindet, letztlich faszinieren und fesseln aber die feinen Verbindungen von familiären, freundschaftlichen und beruflichen Beziehungen und Hintergründen. Meg Wolitzer macht immer wieder Zeitsprünge und bindet historisch belegte Begebenheiten interessant mit ein, die aber keinen tieferen politischen Kontext haben. Mit genauem und scharfem Blick schafft Wolitzer für jede einzelne Person vielschichtige Abbilder unterschiedlicher Charaktere. Über vier Jahrzehnte begleitet man die Protagonisten auf ihren Entwicklungen, ihren Lebenswegen, der mit Hoffnungen, suchen, scheitern, Erfolge, Misserfolge verbunden ist, ebenso mit der Frage an Wendepunkten, welchen Weg man einschlagen soll mit der Ungewissheit, ob dieser dann auch der richtige, der glückliche ist.

Es gibt keine herausragenden Spannungspunkte oder eine erkennbaren dramaturgischen Aufbau in diesem Roman, was verwundert. Trotzdem ist es ein fesselnder Roman über unterschiedliche Lebensentwicklungen mit Hoffnungen und Zerstörungen.

Sechs unterschiedliche Menschen und Lebenswege eingebettet in vierzig Jahre Amerika, beginnend in den 70er Jahren bis zur Gegenwart, die beim Lesen so rasend schnell verfliegen wie im richtigen Leben.

Sabine Hoß

Bewertung:

 

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