Marina Keegan
Aus dem Amerikanischen von Brigitte Jakobeit
S. Fischer, März 2015
288 Seiten, € 18,99
ab 16 Jahre
Fünf Tage, nachdem Marina 2012 ihren Abschluss mit magna cum laude gemacht hatte, ist sie bei der Autofahrt zum Geburtstag ihres Vaters tödlich verunglückt. Eine Woche später hatten über eine Million Menschen ihren Aufsatz „Das Gegenteil von Einsamkeit“ gelesen, der in der Abschlussausgabe der Yale Daily News erschienen war.
„Wir sind so jung, wir sind zweiundzwanzig Jahre alt. Wir haben so viel Zeit“, hatte sie geschrieben.
Ihre Literatur-Dozentin Anne Fadiman schreibt in ihrem Vorwort über Marina Keegan:
„Wenn ein junger Mensch stirbt, liegt ein Großteil der Tragödie in seinem Versprechen: was er geschaffen hätte. Doch Marina hinterließ, was sie bereits geschaffen hatte:ein schriftstellerisches Werk, weit mehr, als zwischen diese Buchdeckel passen würde. Als ich mit ihren Eltern und Freunden ihre Texte zusammentrug, um die aktuellste Fassung jeder Geschichte und jeden Essays zu finden, war uns klar, dass sie nichts genau in dieser Form hätte veröffentlichen wollen. Sie war eine fanatische Feilerin, die umschrieb und umschrieb und umschrieb, selbst wenn alle anderen fanden, etwas sei fertig. (ES GEHT IMMER (NOCH) BESSER.) Natürlich konnten wir ihr Buch nicht umschreiben, das hätte nur sie gekonnt. Trotzdem klingen diese neun Geschichten und neun Essays immer nach ihr, und ich möchte kein Wort ändern.
Marina würde nicht wollen, dass man sich an sie erinnert, weil sie tot ist. Sie würde wollen, dass man sich an sie erinnert, weil sie gut ist.
Marina Keegan war Autorin, Journalistin, Aktivistin und Schauspielerin und erhielt bereits als Studentin zahlreiche Literaturpreise. „Das Gegenteil von Einsamkeit“ gibt einen Einblick in ein großes literarisches Talent, das mit einer unglaublichen Wucht an Lebensfreude und gleichzeitiger Melancholie, scharfem Verstand und klugen Durchblick, trotz ihrer Jugend, die verschiedenen Facetten des Lebens beeindruckend in einer klaren, humorvollen Sprache widerspiegelt. Keegan schreibt über Liebe und Verlust, Verstörung und Selbstfindung mit klaren Worten, ohne jeglichen Pathos. Mit eigenem Humor macht sie auf die Wunder der Natur und der Tiere aufmerksam und zeigt, dass Stabilität sich in Bewegung nicht ausschließt.
Ein Buch, das zeigt, wie wild, gebrochen und doch optimistisch das Leben sein kann.
Brigitte Jakobeit hat die Texte hervorragend sensibel übertragen.
Sabine Hoß
Bewertung: