Martyn Bedford
Aus dem Englischen von Kahtarina Orgaß und Gerald Jung
dtv, Mai 2015
360 Seiten, € 14,95
ab 14 Jahren
Seitdem ihr kleiner Bruder Declan im letzten Sommerurlaub in Griechenland gestorben ist, ist Shiv völlig neben der Spur. Ein Aufenthalt in der Korsakow-Klinik soll ihr endlich Klarheit bringen. Während ihres Aufenthaltes stellt sie sich noch ein letztes Mal den Erinnerungen des letzten Sommers, in dem sie ihren Bruder verloren und sich in den attraktiven Nikos verknallt hat.
Das Thema Trauerbewältigung ist ein sehr spezielles Thema, mit dem sich schon einige Jugendbuch-Autoren auseinandergesetzt haben. Dabei ist es meiner Meinung nach immer sehr schwierig, die Balance zu halten und es nicht mit Traurigkeit und Dramatik zu übertreiben. Martyn Bedford ist es mit seinem Roman „Letzte helle Tage“ gelungen, diese Balance zu halten. Für den Leser sind Shivs Schmerz und ihre Schuldgefühle greifbar, aber sie überwältigen einen nicht. Auch der Titel des Buches ist passend gewählt, da die Erzählweise von Shivs Urlaubserinnerungen eine helle Konnotation hat, während die nach Declans Tod eine dunkle besitzt. Dabei kann man sich anhand der Überschriften der Kapitel, wo Kyritos drüber steht, immer genau orientieren, ob man sich in der Gegenwart oder in der Vergangenheit befindet. Somit erfährt man nach und nach, wie es zu Declans Tod gekommen ist.
Die Behandlungsmethoden, mit denen versucht wird in der Korsakow-Klinik die Patienten zu behandeln, sind ungewöhnlich, da sie sich nicht immer nach den konventionellen Methoden richten und bisher nur an sehr wenigen getestet wurden. Die Geschichte von Shiv ist auch insoweit besonders, als dass sie sich selbst dazu entschieden hat, in diese Klinik zu gehen und nicht von ihren Eltern dazu gedrängt wurde. Während man in die Geschichte von Shiv eintaucht, erlebt man, wie sie mit sich und ihren Schuldgefühlen wegen des Tod ihres Bruders kämpft und man möchte sie in den Arm nehmen und ihr versichern, dass es nicht ihre Schuld war. Auch die Schicksale ihrer Mitpatienten berühren, denn alle, die in der Korsakow-Klinik behandelt werden, haben einen geliebten Menschen verloren und ringen mit ihren Schuldgefühlen deswegen. Eine besondere Verbindung entwickelt sie zu dem Jungen Mikey, der seine kleine Schwester verloren hat. Zwischen ihnen entwickelt sich eine kurzweilige „große-Schwester-kleiner-Bruder-Beziehung“, die dann aber unterbrochen wird. Dies geschieht, da es für den Genesungsprozess von Shiv nicht gut ist, vor allem da Mikey ein sehr selbstzerstörerischer Charakter ist, der auch versucht, sich mit Gewalttaten an sich selbst zu bestrafen. Das Ende ist passend und auch sehr schön gewählt. Ein großartiger Roman, der einen auch nach dem Lesen noch sehr berührt. Unbedingt lesen, es lohnt sich!
Johanna, 18 Jahre