Zum Thema des nicht vergebenen Oldenburger Jugendbuchpreises in diesem Jahr und der Antwort von Salah Naoura auf meine offen gestellte Frage gibt exemplarisch für andere Verlage mit ähnlichen Meinungen und Haltungen zu diesem Thema der Südpol-Verlag aus Grevenbroich eine Antwort:
Liebe Frau Hoß,
wir waren sehr überrascht, als wir erfuhren, dass der “Oldenburger Jugendbuchpreis” mangels Qualität der eingereichten Manuskripte in diesem Jahr nicht vergeben wird.
Mit großem Interesse haben wir auf Ihrer Homepage Salah Naouras Gedanken zu der Frage nach dem Warum gelesen. Salah Naoura wirft den Verlagen vor, sie würden nur nach Bestsellern à la Harry Potter suchen, aber müssen sich auf der anderen Seite nicht auch die AutorInnen den Vorwurf gefallen lassen, sie würden selber gerne Harry-Potter-mäßig durchstarten und dabei ausschließlich auf die großen Verlage setzen? Mit dem Ergebnis, dass viele gute Manuskripte ein Schattendasein in diversen Schubladen fristen.
Deutsche AutorInnen sollten sich vielleicht auch nach Verlagen umschauen, die gezielt deutschsprachige AutorInnen veröffentlichen. Wir sind davon überzeugt, dass deutsche AutorInnen durchaus in der Lage sind, gut zu schreiben und qualitativ mit ihren englischsprachigen KollegInnen mithalten können!
Herzliche Grüße vom Südpol,
Andrea Poßberg
Südpol Verlag, Kinder- und Jugendbücher
P.S. In eigener Sache:
Zum Vergleich „à la Harry Potter“: Ich rolle seit vielen, vielen Jahren mit den Augen, wenn ich regelmäßig in den Novitäten-Katalogen immer genau solche Vergleiche lese wie „so atemberaubend und spannend wie…“ oder „Wer xyz (Harry Potter beispielsweise) verschlungen hat, wird dieses Buch lieben…“, denn nur sehr selten kann die Novität dem vergleichenden Buch standhalten. Ich würde mir wünschen, dass die Verlage hier auf solche nicht erfüllbaren Vergleiche verzichten würden und stattdessen mehr auf sprachliche und inhaltliche Qualität, Raffinesse und einen besonderen literarischen Ton achten würden. Und gerne auch noch einmal ausgefallene und eigene Programme vorstellen, so dass die Novitätenkataloge tatsächlich eine individuelle Visitenkarte der zahlreichen Kinder- und Jugendbuchverlage darstellt und nicht überwiegend einheitlicher Mainstream.
Sabine Hoß