Die Wahrheit hinter der Lüge

Sara Lövestam

Aus dem Schwedischen von Stephanie Elisabeth Baur

Rowohlt Taschenbuch Verlag, Juni 2016

288 Seiten. € 9,99

 

 

 

Sara Lövestam ist hierzulande eine noch recht unbekannte Autorin, wobei sie in ihrem Heimatland Schweden zu einer der vielversprechendsten Nachwuchsautorinnen zählt und für „Die Wahrheit hinter der Lüge“ 2015 den schwedischen Krimipreis erhielt. Mit Stephanie Elisabeth Bauer hat sie eine feinfühlige Übersetzerin gefunden, die auch ihr erstes Jugendbuch „Wie ein Himmel voller Seehunde“ (sowie „Herz aus Jazz“, ebenfals rowohlt rotfuchs) stimmig und mit einer besonderen Stimme ins Deutsche übertragen hat.

In Lövestams vielschichtigen Krimi geht es um den 25-jährigen Kouplan, der aus Persien geflohen ist und dessen Asylantrag abgelehnt wurde. In seine Heimat kann er nicht mehr zurück, da er dort als kritischer Journalist gearbeitet hat und um sein Leben fürchten muss. Um ein wenig Geld zu verdienen, schaltet er eine Anzeige mit knappen Worten: „Privatdektiv. Wenn Ihnen die Polizei nicht helfen kann, wenden Sie sich an mich.“ Pernilla meldet sich sehr schnell bei ihm, da sie vor ein paar Tagen ihre fünfjährige Tochter am Globen Centrum, einem großen Einkaufszentrum, verloren hat. Seitdem hat sie nichts mehr von ihr gehört und ist völlig verzweifelt, will aber nicht zur Polizei gehen und ist bereit gut zu zahlen. Vor allem letzteres ist für Kouplan Grund genug, sich diese Frau und den Fall anzuhören. Nachdem Permilla ihre erste Skepsis gegenüber Kouplan verloren hat, denn er sieht optisch aus wie ein zwölfjähriger Junge und nicht wie ein Mann Mitte Zwanzig, fasst sie Vertrauen zu ihm. Kouplan trägt mühevoll viele Puzzlesteine zusammen, um sich einen Einblick in das Leben von Permilla und ihrer kleinen Tochter Julia zu machen, wobei er immer aufpassen muss, dass er nicht zu sehr auch in das Visier der Polizei gerät. Je mehr sich mit dem Leben von Mutter und Tochter beschäftigt, desto skeptischer wird er, ob er Permilla trauen kann und ob sie die Wahrheit über sich und Julia erzählt.

In einer unaufgeregten aber dennoch empathischen, leicht-schwingenden Sprache erzählt Sara Lövestam diesen Krimi, dessen Hauptfiguren unterschiedlicher nicht sein könnten und deren Leben nichts gemeinsames haben. Es hängt ein sanfter Hauch Melancholie über der Geschichte, der aber zu den Protagonisten und dem Geschehnis passt. In einem guten Handlungsaufbau weiß die Autorin die Spannung mit raffinierten und überraschenden Wendungen perfekt zu halten. Auch wenn das Ende ein wenig absehbar erscheint, ist der Schluss trotzdem erstaunlich.

Ein ausgefallener Krimi mit einem albtraumhaften Fall, der von der ersten bis zur letzten Seite ohne Brutalität, dafür mit feiner aber nicht nachlassenden Spannung ein psychologisches Drama sowie einen Menschen beschreibt, der vom Weg der Realität abgekommen ist.

Eine Autorin, die auch weiterhin neugierig macht!

Sabine Hoß

Bewertung:

 

 

 

 

 

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