Was ist mit uns

Becky Albertalli & Adam Silvera

Deutsch von Hanna Christine Fliedner und Christel Kröning

Atrium Verlag, September 2019

418 Seiten, € 19,00

ab 14 Jahren

 

 

Den deutschen LerserInnen ist Becky Albertalli spätestens mit ihrem Buch „Nur drei Worte“ (2018 unter „Love, Simon“ verfilmt) bekannt, für das sie 2017 den Deutschen Jugendliterturpreis erhielt.

Adam Silvera wurde hierzulande mit seinen Romanen „Was von dir bleibt“ und „Am Ende sterben wir sowieso“ bekannt. Beide Autoren sind nicht nur in den USA, sondern international erfolgreich und haben zum ersten Mal als Duo „Was ist mit uns“ geschrieben, was mit Spannung erwartet wurde.

Da seine Mutter eine Zeit lang in der Dependace ihrer Rechtsanwaltskanzlei aus der Heimat Georgia in New York arbeiten muss, begleiten sie ihr 16-jähriger Sohn Arthur und ihr Ehemann, der als arbeitsloser Webdesigner nicht gerade zu einer entspannten Familienatmosphäre sorgt. Vor einem Postamt trifft Arthur zufällig auf Ben, 17 Jahre, der ihm sofort auffällt und auf Anhieb gefällt. Etwas ungelenk nimmt er Kontakt mit ihm auf und die beiden kommen ins Gespräch, verlieren sich aber wieder im Getümmel. Doch Arthur kann Ben nicht vergessen und mit kreativer Raffinesse findet Ben eine Kontaktmöglichkeit zu Arthur heraus und die beiden treffen sich wieder. Doch das erste „Date“ will nicht so recht gelingen und so planen sie ein weiteres und noch ein weiteres. Aus diesen zahlreichen Dates entwickelt sich eine feine, humorvolle Liebesgeschichte zwischen Arthur und Ben, die beide (fast) ganz offen mit ihrer Homosexualität umgehen. Das Autorenteam gelingt es unverkrampft und mit einem tollen Spannungsbogen, eine junge schwule Liebe mit vielen Unsicherheiten, Zweifel und Fragen, Höhen und Tiefen, Enttäuschungen, Überraschungen und Wendungen entwickeln zu lassen. Wunderbar eingebettet ist die Story im bunten, chaotischen-quirligen und lauten New York, das immer wieder mit lebendigen Bildern beschrieben wird.

Durch die in Ich-Form abwechselnde Erzählperspektive der beiden hat man die unterschiedlichen aber authentisch und sympathischen Charakteren des gerne redenden aber genauso gut zuhörenden Arthur sowie des selten pünktlichen, eher stillen und mit Schulschwierigkeiten kämpfenden Ben schnell ins Herz geschlossen.

Ben ist Puertoricaner, was durch seine Hellhäutigkeit nicht auffällt, trotzdem hat er oft das Gefühl hat, sich dafür entschuldigen oder rechtfertigen zu müssen, wie auch für die Tatsache, dass er die Sommerschule besuchen muss, um seine Lerndefizite aufzuholen. Arthur gelingt es liebevoll, Ben zu zeigen, dass er, so wie er ist, richtig ist. Gleichwohl haben die beiden in ihrer facettenreichen Liebesgeschichte, in der ihre jeweiligen Familien und besten Freunde einbezogen werden, ohne dass die Handlung sich oberflächlich verfranst oder den roten Faden verliert, durchaus ihre Reibungspunkte, die die junge Beziehung fast jäh beenden lässt.

Das Autoren-Duo Albertalli und Silvera haben eine unterhaltsame schwule Liebesgeschichte gschrieben, die für Jungs untypisch romantisch ist, ohne jedoch kitschig zu wirken, auch wenn mir persönlich ein wenig zu oft geschrieben wurde „wie süß“ die Jungs manches empfunden haben. Das wirkte auf mich dann doch eher ein wenig aufgesetzt niedlich. Trotzdem, eine tolle und mutige Geschichte, die mit Leichtigkeit und Tiefe das Thema Homosexualität und eine Liebesgeschichte zwischen zwei jungen Männern aufgreift, das man so in der deutschen Jugendlitatur noch nicht (oder nur ganz selten) zwischen Buch und Deckel zu lesen bekommt.

Auch das Übersetzer-Duo Hanna Christine Fliedner und Christel Kröning haben das erste gemeinsame Buch der beiden international erfolgreichen Autoren Albertalli und Silvera mit Feingefühl treffend übersetzt.

Das Cover wirkt wie eine Zeitreise in Zeichnungen der Fünfziger-, Sechziger Jahre, das sich damit aus der Einheitsmasse gleicher Cover im Jugendbuch erfreulich und perfekt passend heraushebt.

Sabine Wagner

 

 

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