Der schräge Vogel fängt mehr als den Wurm! Von Menschen mit Mut zum Neuanfang

Gisela Steinhauer

Westend Verlag, 30.08.2021

272 Seiten, Euro 18,00

 

 

 

 

Wer WDR-Hörer oder -Hörerin ist oder dem Deutschlandfunk Kultur in Berlin lauscht, kennt Gisela Steinhauer als hervorragend vorbereitete, charmante und schlagfertige Moderatorin und Interviewerin. Als freie Journalistin hat sie in den WDR 2-Sendungen „Morgenmagazin“, „Mittagsmagazin“ und „Montalk“, beim WDR 5 das „Tischgespräch“ und ihre eigene Sendung „Sonntagsfragen“ beim WDR 2 auf ihre ganz eigene, humorvolle und empathische Weise Menschen präsentiert, von sogenannt prominent bis zum Typen von Nebenan. Darüber hinaus hat sie diverse Fernsehproduktionen mit ihrer Moderation präsentiert. Unter anderem erhielt Gisela Steinhauer 2012 den Deutschen Radiopreise, 2020 gefolgt von der „Presse-Ente“, einer Auszeichnung vom Bezirksverein Aachener Presse im Deutschen Journalisten-Verband, die damit die 1960 in Aachen geborene vielseitige Journalistin geehrt haben.

Jetzt hat Gisela Steinhauer in einem Taschenbuch im Westend-Verlag ein Potpourri von wunderbaren Begegnungen und Geschichten von unterschiedlichen Persönlichkeiten zusammengetragen, die Menschen Mut zu einem Neuanfang machen sollen.

Verbindender Ausgangspunkt der einzelnen Erzählungen ist zunächst eine Ayurvedakur auf Sri Lanka, die Gisela Steinhauer mehr oder weniger ernsthaft macht und mit ihr gedanklich zu den einzelnen Geschichten hinübergleitet.

In ihrem ganz eigenen, manchmal bissigen, ironischen Humor, aber auch auf einfühlsamer Weise erzählt die Journalistin von Begegnungen und Interviews, die sich alle herrlich amüsant, kurzweilig lesen. Dabei porträtiert sie bekannte wie völlig unbekannte Menschen, die überwiegend zu der Generation der „best ager“ und Plus gehören und den Mut zu einem Neuanfang in ganz unterschiedlichen Kontexten gefunden und ihn auch umgesetzt haben.

Da gibt es Fritz Roth, der vom Tod lebt und dem letzten Weg einen ganz neuen Anstrich gibt oder ein Interview mit Max Kruse, dem Erfinder von „Urmel aus dem Eis“ oder die Begegnung mit einem venezianischen Doppelhelix, Alex Hai, die „Erste Gondoliera Venedigs“, die für Gisela Steinhauer zu Beginn jede notwendige journalistische Geduld und Gelassenheit abverlangte. Dass es ihr trotzdem gelungen ist, aus einem zunächst ablehnenden Verhalten ein offenes und intensives Gespräch wachsen zu lassen, zeigt, dass Frau Steinhauer zu den mittlerweile selten gewordenen Moderatoren/-innen und  Journalistinnen gehört, die sich selbst zurücknehmen kann, um dem anderen Raum und Präsenz zu geben. Auf angenehme Weise unaufdringlich erzählt die wendige Autorin auch auch ernstes und heiteres aus ihrem persönlichen Leben, was ein weiterer bunter Mosaikstein ist. Herzlich gelacht habe ich über das Kapitel, in dem sich Gisela Steinhauer mit ihrer Freundin Franziska über Veränderungen in der Ehe, respektive Beziehungen unterhält. Jeder Bewohner aus dem kleinen Städtchen Würselen wird nach dem Lesen verstehen und mitlachen, alle anderen sind ebenso dazu eingeladen.

Dies sind nur drei Beispiele von insgesamt 27 Gesprächen, die man sicher nicht nur einmal lesen wird, so schräg, unterschiedlich und herausfordernd sind diese bunten Vögel, von denen in der Tat jeder Vogel mit seiner Persönlichkeit zeigt, dass man durchaus in jedem Alter den Mut haben sollte, sein Gefieder weit auszustrecken, um noch einmal neu abzuheben.

Der ungewöhnliche Titel mit Cover passt perfekt zu den ungewöhnlichen Begegnungen.

Sabine Wagner

 

Ein Interview mit Gisela Steinhauer liest man hier:

 

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