Queenie

Candice Carty-Williams

Aus dem Englischen von Henriette Zeltner-Shane

aufbau taschenbuch, Januar 2022

544 Seiten, € 10,00

 

 

 

 

Als erste Schwarze erhielt die Journalistin und Drehbuchautorin Candice Carty-Williams, geboren 1989, als erste Schwarze für ihren ersten Roman „Queenie“ bei den British Books Awards 2020 die Auszeichnung „Book oft he Year“.

Im August 2020 veröffentlichte der Verlag Blumenbar, ein Imprint des Aufbau Verlages, in der Übersetzung von Henriette Zeltner-Shane, den Roman als Hardcover über auf dem deutschen Markt. Auch bei uns bekam diese bewegende Geschichte, die zeigt, dass Rassismus heute in unserer angeblich so offenen und aufgeklärten Gesellschaft gegenwärtig ist, großen Zuspruch.

Im Januar 2022 ist dieser Roman als preiswertere Taschenbuchausgabe im Aufbau Verlag erschienen.                                                                                                                                            Ein guter Grund einmal mehr auf dieses beeindruckende, lesenswerte Buch hinzuweisen.

Kurz gefasst worum es in diesem Roman geht:

Queenie, Mitte Zwanzig, gerät in eine tiefe Lebenskrise, als ihr Freund Tom sie um eine Auszeit bittet, da er nicht damit zurechtkommt, dass Queenie nicht über ihre Gefühle und Wünsche reden kann. Queenie muss das gemeinsame kleine Häuschen verlassen und in eine heruntergekommene WG ziehen. Auf ihrer Arbeitsstelle, in der Kulturredaktion einer Zeitung, wird sie zunehmend unzuverlässiger und oberflächlicher und bekommt entsprechend Ärger und Druck. In der Zeitung ist sie die einzige Schwarze, was sie auf unterschiedlichster Weise angreifbar macht.

Um ihren großen Liebeskummer zu verdrängen sucht sie wahllosen Sex, ausschließlich mit weißen Männern, die sie psychisch wie physisch verletzen. Obwohl Queenie mit Umarmungen und körperlichen Berührungen Schwierigkeiten hat, ist der harte Sex, bei dem sie nur ein willenloses Objekt ist, die einzige Möglichkeit sich selbst zu spüren. Ihr Halt sind ihre Freundinnen, die Corgis, insbesondere Kyazike und Darcy, die sie versuchen aufzufangen und wieder aufzurichten. Das versucht auch Queenies aus Jamaika stammende Familie, die, so schräg wie liebevoll und stolz sie gegenüber ihr auch sind, da Queenie als erste in der Familie einen  Collegeabschluss geschafft hat, sie nicht wirklich verstehen.

Queenie gerät immer schneller in einen Strudel, der sie psychisch und körperlich erstarren lässt. Sie spürt, dass hinter der Sexsucht durch den tiefen Liebeskummer ein unverarbeitetes Kindheitstrauma liegt und dass sie sich Hilfe holen muss, bevor sie sich ganz verliert.

Candice Carty-Williams lässt Queenie als Ich-Erzählerin in einem schnoddrig-witzigen und auch selbstironischen Ton erzählen, über den sich im Laufe der Handlung eine bittere Melancholie legt. Queenies Geschichte ist die einer bewegenden und aufwühlenden Identitätssuche zwischen zwei Kulturen, der es gelungen ist, durch auffangende, unterstützende Freundinnen wie Familie, aber auch durch die Black-Lives-Matter-Bewegung wieder Boden unter den Füßen zu bekommen und selbstbewusst zu sich stehen zu können. Sie ist nicht alleine in dem Bewusstsein, dass sie jeden neuen Tag Diskriminierung, Ausbeutung und Ausgrenzung begegnen wird.

Sabine Wagner

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