Michael Brinkschröder, Jens Ehebrecht-Zumsande, Veronika Gräwe, Bernd Mönkebüscher, Gunda Werner (Herausgeber*in)
Herder Verlag, 28.04.2022
256 Seiten, € 22,00
„Wir sind“s! Es wurde viel über uns gesprochen. Nun sprechen wir selbst.“ 24.01.2022 wurde in der einstündigen ARD-Dokumentation „Wie Gott uns schuf“, initiiert vom katholischen Priester Christoph Simonsen, dem Religionspädagogen und Coach Jens Ehebrecht-Zumsande sowie dem Journalisten Hajo Seppelt, die Aktion #outinchurch für die Öffentlichkeit sichtbar gemacht.
Da trauten 125 hauptamtliche, ehrenamtliche, potentielle und ehemalige Mitarbeiter*innen der römisch-katholischen Kirche, die in vielen unterschiedlichen Bereichen und Funktionen tätig sind, sich als lesbisch, schwul, bi, trans*, inter, queer und non-binär zu outen. Damit riskierten die meisten ihren Arbeitsplatz, denn ob sie diesen nach ihrem öffentlichen Outing weiterhin behalten, darüber steht ein Fragezeichen.
„Die meisten von uns haben mannigfach Erfahrungen mit Diskrimierung und Ausgrenzung gemacht – auch in der Kirche. Vonseiten des kirchlichen Lehramtes wurd. u.a. behauptet, dass wir „keine korrekten Beziehungen“ zu Menschen aufbauen können (…) und dass gleichgeschlechtliche Beziehungen nicht „auf die geoffenbarten Pläne hingeordnet werden können.“ Dadurch werden queere Liebe, Orientierung, Geschlecht und Sexualität diffarmiert und unsere Persönlichkeit entwertet. (Auszug aus dem Manifest #OutInChurch – Für eine Kirche ohne Angst)
Das vorliegende Buch baut sich in vier Teilen auf, in denen unter anderem berichtet wird, wie es von #ActOut zu #OutInChurch gekommen ist, welche Forderungen das Manifest enthält, einzelne lesbische und schwule Ordensleute und Priester, pastorale Mitarbeitende sowie Mitarbeitende aus dem Schuldienst und Bildungsbereich geben Zeugnis ihrer leidvollen Erfahrungen ab. Der dritte Teil widmet sich unter dem Oberbegriff „für eine Kirche ohne Angst“ den Strukturen der Performativität, den Pastoralpsychologischen und Kirchenrechtlichen Perpsektiven sowie den Bildungszusammenhänge. Der vierte Teil setzt sich mit kirchenpolitischen weitenden Perspektiven und Solidarität auseinander.
Dieses viele Aspekte erklärende und informative Sachbuch, das in Teilen durch die verschiedenen Berichte von Betroffenen wie die filmische Dokumentation erschüttert, ist eine wichtige und gewichtige Bereicherung von #OutinChurch auf dem sicher noch sehr langen Weg, die sieben Forderungen an die römisch-katholische Kirche umgesetzt zu wissen. Ein erster Schritt ist getan und das gut funktionierende, sich unkompliziert unter-stützende Netzwerk kann schon von kleinen Teilerfolgen berichten.
„Die Erzählungen in diesem Band sind nicht nur kirchenpolitisch, sondern auch theologisch bedeutsam. Sie legen offen, was es bedeutet, von und in der Kirche diskriminiert, ausgesondert, kriminalisiert, verunsichtbart zu werden. Sie berichten davon, was es heißt, verborgen und nicht der Norm entsprechend zu leben und zu lieben, was es heißt, unter diesen Bedingungen Mensch zu sein. Man sollte ihnen sehr genau zuhören.“ (Auszug aus dem Buch.)
Sabine Wagner