Was die Wahrheit uns bedeutet

Maya Angelou

Aus dem amerikanischen Englisch von Christiane Buchner

Suhrkamp, Februar 2022

382 Seiten, € 16,00

 

 

 

Man weiß leider heute und hierzulande wenig über die 1928 geborene und 2014 verstorbene Maya Angelou, die neben Tänzerin, Schauspielerin, Sängerin, Journalistin, Buchautorin und allein erziehende Mutter vor allen Dingen eine international bekannte Bürgerrechtlerin der Afroamerikaner in den USA war.

Bereits 1969 erschien in den USA ihre Autobiographie mit dem Titel „I know the caged bird sings“, die erstmals in Deutschland 1980 im Verlag Roter Stern, Frankfurt erschien und 1990 als Fischer-Taschenbuch.                                                                                                Der Suhrkamp Verlag gibt nun seit 2018 beginnend mit „Ich weiß, warum der gefangene Vogel singt“  (Übersetzung Harry Oberländer) die fünfteilige Autobiographie von Maya Angelou mit unterschiedlichen Übersetzern ins Deutsche übertragen heraus.                  2020 erschien der zweite Teil der Biographie mit dem Titel „Was für immer mir gehört“  und 2021 erschien der dritte Teil „Nur mit meiner Stimme“. 2022 erschien mit „Was die Wahrheit bedeutet“ der vierte Teil und der fünfte und letzte Teil ihrer Autobiographie erscheint im Suhrkamp Verlag am 26.09.2022 unter dem Titel „Ich kenne einen Ort weit weg von hier“, in dem die schwarze Bürgerrechtlerin von ihrer Zeit in Ghana ab 1962 erzählt.

In dem vorliegenden vierten Teil ihrer Autobiographie „Was die Wahrheit uns bedeutet“ erzählt Maya Angelou (übersetzt aus dem amerikanischen Englisch von Christiane Buchner) aus ihrem Leben in der Zeit Ende der fünfziger und Anfang der sechziger Jahre. In dieser kurzen Zeitspanne erlebt der Leser wichtige und beeinflussende Lebensstationen dieser warmherzigen wie kämpferischen Frau. Nachdem Maya die Tanz- und Gesangskarriere ruhen lässt und sich lieber dem Schreiben zuwenden möchte, lernt sie 1959 den Schriftsteller John Killens kennen, der sie dazu ermuntert, nach New York City zu ziehen, um sich dort auf das Schreiben zu konzentrieren. Mit ihrem heranwachsenden Sohn Guy zieht sie dorthin und knüpft bei den Harlem Writers Guild erste Kontakte mit afroamerikanischen Autor*innen. Gemeinsam mit John Killens organisiert sie mit großem Erfolg das „Kabarett für die Freiheit“ zugunsten der Southern Christian Leadership Conference, kurz SCLC. Durch diesen Erfolg wird sie die Nachfolgerin des bisherigen Koordinators des SCLC und damit einer der engsten Vertrauten von Martin Luther King. Kurze Zeit später lernt sie den südafrikanischen Freiheitskämpfer Vusumzi Make kennen. Make verliebt sich auf Anhieb in die attraktive, schöne Maya und auch sie ist von seiner Ausstrahlung fasziniert und erwidert diese Liebe. Die beiden heiraten formlos und sie folgt ihm mit ihrem Sohn Guy, der Vus als Ersatzvater akzeptiert, 1961 nach Afrika, wo sie zunächst in Kairo leben. Hier schreibt Maya, zunächst gegen den Willen ihres Mannes, für die englischsprachige Zeitung „The Arab Observer“, um die Haushaltskasse aufzubessern, die ständig immer größere Löcher aufweist. Da aber weiter durch Vus verursachte erhebliche finanzielle Probleme auftreten, verlässt Maya ihren Mann und zieht mit Guy nach Ghana. In Ghana war sie unter anderem Redakteurin bei „The African Review“ und freie Journalistin für die „Ghanaian Times“.

Maya Angelou erzählt diesen Teil ihres Lebens in einer feinen, dennoch intensiven Sprache, die mich sofort einbezogen hat. Sie schildert ihre Erlebnisse als einerseits starke und mutige Bürgerrechtlerin, aber auch als sich unterwerfende, zweifelnde Partnerin, Frau und Mutter. Ihre persönliche Beharrlichkeit und ihr Wille nach Gerechtigkeit für alle Schwarzen, für die sie in unterschiedlichen Positionen und mit unterschiedlichen Tätigkeiten gekämpft hat, beeindrucken tief. Maya Angelou berichtet aus ihrem Leben mit kluger, sensibler Empathie und schreibt unprätentiös davon, dass sie ihre persönliche Unabhängigkeit und alle ihre bis dahin erreichten Erfolge durch die Unterwerfung ihres Ehemanns Vusumzi Make fast verloren hatte. Nur ihrer starken Persönlichkeit und ihrem Durchsetzungsvermögen sowie Unterstützung von Freund*innen war es zu verdanken, dass Maya in Ghana wieder einen neuen, eigenen und unabhängigen Lebensabschnitt angehen konnte.

Maya Angelou, die auch als hervorragende Autorin in der deutschen Literatur bisher scheinbar untergegangen ist, war eine mutige schwarze Frau, die mit ihrem Lebensweg für Frauen jeden Alters, aber auch für alle Menschen jeder Hautfarbe heute noch ein Beispiel ist.

Sabine Wagner

 

 

 

 

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