Der Therapeut als Erzähler – Irvin D. Yalom und die Psychotherapie

Jeffrey Berman

btb, ET 11.01.2024

512 Seiten, € 18,00

 

 

 

 

Irvin D. Yalom, 1931 als Sohn russischer Einwanderer in Washington D.C. geboren, gehört zu dem bekanntesten und angesehensten Psychoanalytiker nicht nur in den USA. Sein Fachwissen und seine Erfahrungen in der Psychoanalyse hat er mit seiner großen Liebe und Leidenschaft zur Literatur in vielen Fachbüchern festgehalten, die mittlerweile als Klassiker gelten und in zahlreichen sehr erfolgreichen Romanen, die nicht nur in Fachkreisen bekannt sind.

Jeffrey Berman, ordentlicher Professor für Englisch an der Universität von Albany, analysiert in diesem komplexen Buch die Entwicklung und Werdegang des Psychotherapeuten und Schriftstellers/Philosophen Irvin D. Yalom. Im Focus sind hier seine Schriften und Arbeiten zur Gruppentherapie sowie zur allgemeinen Psychotherapie. Für diese Analyse nimmt Berman auch einige Auszüge aus Yaloms Romanen „Die Liebe und ihr Henker“, „Und Nietzsche weinte“ und „Die rote Couch“ zu Hilfe.

Diese literarischen Text-Analysen sind hervorragend verknüpft mit den psychotherapeutischen Arbeiten, die Berman ebenfalls zum Teil kritisch durchleuchtet.

Das Buch, das sich verständlich und erfrischend liest, ist ein Füllhornvon zahlreicher kurzen Zusammenfassungen der renommierten Romane des Psychotherapeuten mit vielen Beispielen aus der Psychoanalyse und der persönlichen Arbeit des Therapeuten Yalom. Berman spiegelt, wie es Yalom gelingt, auf einzigartige Weise als selbstkritischer Therapeut und begnadeter Geschichtenerzähler zu verschmelzen.

Für alle, die sich für Psychologie, Psychotherapie und/oder Literatur interessieren, machen die angesprochenen Romane Yalom`s neugierig und Lust aufs eigene Entdecken – sofern das nicht schon passiert ist. 😉

Einziger Wermutstropfen ist die an vielen Stellen übertriebene Glorifizierung Yaloms und das auf ein „unerreichbares Söckelchen stellen“ durch Berman. Dass er ein leidenschaftlicher Fan des Psychotherapeuten ist, versteht man schnell und ich hatte den Eindruck, dass Berman anscheinend alles gelesen hat, was Yalom jemals veröffentlicht hat, und vielleicht auch noch darüber hinaus. An einigen Stellen weniger (amerikanischen) „Overdrive“  in der Darstellung des weltweit berühmten Therapeuten hätte dem Buch gut getan.

Sabine Wagner

 

 

 

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