Rosie und Moussa – Der Brief von Papa (Band 2)

Rosie und Moussa der Breif von Papa KLEIN

Michael de Cock & Judith Vanistendael

Aus dem Niederländischen von Rolf Erdorf

Beltz & Gelberg, März 2014

90 Seiten, € 9,95

ab 7 Jahre

 

 

Schon einige Male ist das Telefon gegangen, aber immer, wenn Mama sich gemeldet hat, wurde auf der anderen Seite aufgelegt. Als die Mutter in der Küche arbeitet und das erneute Klingeln nicht hört, hebt Rosie ab. Auch bei ihr bleibt die Leitung still, doch kurz bevor Rosie auflegen will spricht jemand: „Hallo, liebe, liebe Rosie. Ich bin`s, Papa.“ Rosie ist einerseits überglücklich, nach so langer Zeit endlich etwas von ihrem Papa zu hören. Andererseits ist sie sehr traurig, dass sie ihrer Mutter nichts davon erzählen kann, weil diese nicht gerne von ihrem Vater spricht, schließlich ist er eines Tages ohne Abschied einfach fortgegangen.  Dass weiß auch ihr Vater, denn er bittet Rosie nämlich am Telefon, der Mutter nichts von ihrem Gespräch zu sagen Für Rosie eine schwierige Situation, denn sie würde so gerne die Neuigkeit mit ihr teilen. Aber ihrer älteren Nachbarin Frau Himmelreich und ihrem besten Freund Moussa erzählt Rosie von dem Gespräch, auch, dass sie jetzt endlich weiß, wo ihr Papa sich aufhält. Nämlich gar nicht im Ausland sondern im Gefängnis in der Stadt. Rosie würde ihn so gerne besuchen und weiß erst gar nicht, wie sie das anstellen soll. Doch die warmherzige Frau Himmelreich hilft ihr und gemeinsam mit Moussa macht Rosie sich auf den Weg quer durch die Stadt zum Gefängnis, wo ihr Onkel sie in Empfang nimmt, damit sie auch wirklich ihren Vater in Ruhe besuchen kann. Der Besuch ist für beide viel zu schnell vorbei. Zum Abschied schenkt ihr Papa eine Kette mit einem Herz-Anhänger; die gleiche hat auch ihre Mutter, die sie allerdings nicht mehr trägt. Als sie von dem Gefängnisbesuch nach Hause kommt, wird sie bereits von ihrer Mutter und Frau Himmelreich erwartet. Letztere gibt Rosie Beistand und rät ihr, der Mutter die Wahrheit zu sagen, woher sie gerade kommt. Nachdem ihre Mutter sich beruhigt hat, können beide in Ruhe über alles reden. Rosie lernt, dass die Liebe zwischen Menschen durchaus verschwinden kann und es mit der Mutter keine gemeinsame Besuche bei ihrem Vater geben wird. Aber sie weiß auch, dass es die Hoffnung gibt, dass sie in ihrem Leben später vieles ganz anders machen wird.

Während in dem ersten Band den Focus auf die ungewöhnliche Freundschaft zwischen Rosie und Moussa gesetzt wird, greift der Autor in der Fortsetzung die Trennung von Rosies Eltern auf. Eine Trennung ist immer für alle Beteiligte schmerzhaft, ganz besonders aber für Kinder. Michael De Cock gelingt es auch in dieser Geschichte mit scharfen und dennoch warmherzigen Blick und einer humorvollen, klugen Leichtigkeit dieses komplexe Thema kindgerecht, auf das Wesentliche reduziert, zu verpacken. In kurzen und dennoch einfühlsamen Sätzen beschreibt er Rosies tiefe Traurig- und Ratlosigkeit darüber, dass sie nicht mit ihrer Mutter darüber reden kann, dass sich Papa endlich gemeldet hat, geschweige denn, dass sie ihn im Gefängnis besuchen will. Nachdem sie ihrem Herzen folgt und ihn heimlich besucht, bemüht sich die Mutter um Erklärung, warum die Liebe zu ihrem Vater irgendwann erloschen ist und es besser ist, daß man sich aus dem Weg geht. Frau Himmelreich ist für Rosie als Nachbarin und Freundin eine warmherzige Seele und für ihre Mutter ein sanftes Korrektiv. De Cock zeigt keine heile Welt und er beschwört auch nicht künstlich herauf, dass irgendwann alles gut sein wird. Aber er zeigt eine Möglichkeit, wie die Beteiligten in Zukunft einen guten gemeinsamen Weg finden können, wenn man respektvoll, ehrlich und offen miteinander umgeht. Und für Rosie gibt es die Hoffnung, dass sie daraus für ihre Zukunft etwas lernt und es später anders und besser machen wird.

Judith Vanistendael hat auch in diesem Band der Handlung mit prägnanten, erfrischenden schwarz-weiß Illustrationen den gewissen Pfiff gegeben und Rolf Erdorf hat den Text stimmig übertragen.

Sabine Hoß

Bewertung:

 

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