Kai Meyer
Fischer JB, 25.09.2014
560 Seiten, € 19,99
ab 14 Jahre
Furia und ihre Familie besitzen seit jeher die Gabe der Bibliomantik, das bedeutet, sie sind in der Lage, Energie aus Büchern zu gewinnen. Gemeinsam mit ihrem Vater und ihrem Bruder lebtFuria in einem abgeschiedenen Anwesen, unter dem sich ein riesiges Bücher-Refugium befindet, das unendlich viele Bücher und seltsame Wesen, wie die Papier-Origamis und ein Schimmel-Rochen beherbergen. Ihr Vater hat es sich zur Aufgabe gemacht, alle „Leeren Bücher“, die von einem gewissen Siebenstern erschaffen wurden, um die Entschreibung und damit die Zerstörung der Bibliomantik einzuleiten, zu finden und zu zerstören. Als ihr Vater bei einer dieser Missionen getötet und ihr kleiner Bruder Pip entführt wird, gelingt es Furia nur sehr knapp in die Bücherstadt Libropolis zu gelangen, um sich dort Unterstützung für ihre Rettungsaktion für Pip zu suchen. Doch die Adamitische Akademie und die „Umgarnte“, die Pip entführt hat, sind ihr dicht auf den Fersen. Nur gemeinsam mit ihren Freunden, dem Rebellen Finnian und der Diebin Cat kann es Furia gelingen, ihren Bruder zu befreien und die Entschreibung aufzuhalten.
Dieses Buch fesselt von der ersten Seite an. Es ist einfach unglaublich, wie Kai Meyer es schafft, ohne dabei allzu sehr ins Detail zu gehen, solch magische Städte wie Libropolis zu erschaffen, die für nur ein Medium zuständig ist: Bücher. Für Leseratten wie mich wäre es natürlich genial, wenn eine solche Stadt auch wirklich existieren würde, in der man Bücher in allen Formen, Farben und Genre finden kann. Wenn man dann noch wie Furia, die in diesem Roman, die Haupt-Charakterin ist, in der Lage ist, aus diesen Büchern Energie zu ziehen um sich im Notfall zu verteidigen oder von einem Ort zum anderen zu wechseln, würden, so glaube ich, viel mehr Menschen Bücher lesen ;). Doch wie in jedem guten Buch gibt es auch ein paar Bösewichte, die in diesem Fall als Individuum als die „Umgarnte“ und als Institution als die Adamitische Akademie dargestellt werden. Während die Umgarnte eher als Auftragsmörderin in diesem Buch auftritt, die Furia ein besonderes Buch abnehmen soll und dabei Pip entführt, ist die Adamitische Akademie darauf aus, alle Mitglieder von Furias Familie auszulöschen, da Siebenstern einst einer ihrer Vorfahren war. So muss sich Furia nicht nur vor einem Bösewicht, sondern auch noch von der herrschenden Institution in Acht nehmen, die über Libropolis und alle Bibliomanten wacht. Schade fand ich nur, dass der Autor etwas von Cornelia Funkes „Tintenherz“ abgekupfert hat, indem er, genau wie in dem anderen Roman, den Bibliomanten die Fähigkeit gegeben hat, Literaturfiguren „aus Versehen“ aus ihren Bücher heraus zu lesen. Diese werden in „Die Seiten der Welt“ jedoch als die Außenseiter von Libropolis dargestellt, die in Ghettos eingepfercht ein erbärmliches Leben führen müssen. Doch indem Kai Meyer einige dieser Exlibri, wie sie in dem Buch genannt werden, etwas stärker hervorhebt, mag man gerne über dieses „abgucken“ hinwegsehen, weil er die Figuren dadurch in einem anderen Licht erscheinen lässt. Was mich an diesem Buch aber deutlich gestört hat ist Furias oftmals ziemlich zickiges Verhalten. Sie ist zwar mutig, benimmt sich aber in vielen Situationen kratzbürstig und ungehalten. Dagegen wirken ihre Freunde, wie der Rebell Finnian und die Diebin Cat, reifer und gefasster und sind dem Leser daher schneller symphatisch als die Hauptfigur. Was die Spannung angeht, schafft es der Autor aber wieder mit wilden Verfolgungsjagden über die Dächer von Libropolis und der Frage, wie Furia es schafft, ihren Bruder zu befreien, sämtliche Erwartungen zu erfüllen.
Mit „Die Seiten der Welt“ hat Kai Meyer erneut einen großartigen, phantastischen und spannenden Roman erschaffen, dem ich jedem empfehle, der Bücher liebt und einfach nicht genug davon kriegen kann.
Johanna, 17 Jahre
Im neuen Fantasy-Roman von Kai Mayer erlebt die Bibliomantin Furia Faerfax, die schon lange auf ihr Seelenbuch wartet, viele Abenteuer. Denn nachdem ihr Vater bei einem Trip mit ihr in eine fremde Bibliothek durch eine Schusswunde stirbt und ihr Bruder von der misteriösen Frau, die alle nur die Umarmte nennen, festgehalten wird, macht sich Furia auf den Weg in die Stadt Libropolis. In dieser Stadt nämlich versucht sie, auf Rat ihres Vaters, die Antworten auf ihre Fragen zur Geschichte ihrer Familie und den anderen Bibliomanten zu bekommen, da sie das Zentrum aller Bibliomantik ist. Dort trifft sie die Zigeunerin Cat und Finnian, den Rebellen. Die beiden helfen Furia dabei ihren Bruder aus den Händen der Umgarnten zu befreien und freunden sich an. Furia hofft währenddessen immer noch darauf, endlich ihr Seelenbuch zu finden, mit dem sie endlich die Magie der Bücher entfalten könnte.
Zu Beginn des Romans erscheinen viele Sachverhalte zunächst unklar und verwirrend, da man sich erst mit den Figuren und den gegebenen Umständen der Bibliomantik, die man auch erst mal als eine Art von Magie verstehen muss, vertraut machen muss. Deshalb ist es auch verhältnismäßig schwer sich mit der Protagonistin zu identifizieren. Schön finde ich, dass jeder von den Figuren eine eigene Geschichte zu erzählen hat, die sich wunderbar in die Handlung einfügen. So sieht man viele Situationen aus verschiedenen Blickwinkeln und man kann vor allem Zusammenhänge leichter erschließen. Dadurch gibt es auch öfter einen Schauplatzwechsel, was das Eintönige aus der zentralen Handlung verschwinden lässt. Ein gutes Beispiel dafür ist, dass während Furia in Libropolis ganz und gar mit ihren eigenen Problemen beschäftigt ist, zwischendurch immer mal wieder von ihrem Bruder erzählt wird, der in den Fängen der Umgarnten steckt. Einerseits bringt diese Erzählweise viel Abwechslung in die Geschichte, andererseits liest man als Leser dadurch ein bisschen vorausschauend und man kann sich leider viele folgenden Geschehnisse leicht erschließen, wodurch die Spannung und die Überraschung nicht den gewünschten Effekt haben. Trotzdem gibt es einige schöne, nicht zu erwartende Wendungen und einen interessanten Werdegang der Protagonistin und deren neuen Freunde. Das Ende finde ich sehr schön, da es weder zu traurig ist noch zu kitschig.
Insgesamt eine nette Geschichte mit vielen interessanten Figuren, die für mich aber eher langweilig wird und sich zur Mitte des Romans ein wenig in die Länge zieht, da die spannenden Ereignisse eher am Anfang und am Ende überwiegen.
Maria, 17 Jahre