So rot wie Blut

So rot wie blut KLEIN

Salla Simukka

Arena, Oktober 2014

Aus dem Finnischen von Elina Kritzokat

304 Seiten, € 14,99

ab 14 Jahre

 

 

Finnland, in einem eiskalten Winter. Die 17 Jahre alte Lumikki hat sich von ihrem Elternhaus gelöst, in dem der Mantel des Schweigens über alles gehangen wird, sobald es unangenehm und schwierig wird. Sie wohnt in einer winzigen, dunklen Einzimmerbude, in der es alles andere als gemütlich ist. Lumikki legt nicht viel Wert auf äußerliche Rahmen, nichtssagende Schnörkel. Die letzten Jahre waren schwer für sie und zu ihrer ohnehin burschikosen Art hat sie eine harte, schützende Schale um sich gelegt. Obwohl sie auf dem Gymnasium die Kunstklasse besucht, hat sie durch verschiedene antrainierte Fähigkeiten gelernt, sich unsichtbar zu machen und ist zur Einzelgängerin geworden. Lumikki ist zwar präsent und fällt dennoch nicht auf.

Als sie in der Dunkelkammer statt ihre gesuchte Ruhe auf tropfende Geldscheine trifft, die auf einer Leine zum trocknen hängen, weiß Lumikki noch nicht, dass sie durch diesen Zufall in einen Strudel krimineller Machenschaften gerät. Schnell hat sie herausgefunden, dass drei ihrer Klassenkameraden mit den Geldscheinen in Verbindung stehen. Zunächst gelingt es Lumikki sich aus der Schusslinie zu bringen, doch nicht lange, denn aus dem Trio zieht Elisa sie ins Vertrauen, wie sie an die Geldscheine gelangt sind. Elisa hat Angst und den Verdacht, dass vielleicht ihr Vater, ein Polizist, etwas mit dem mysteriösen Geld zu tun hat. Warum liegt eines Nachts ein Beutel mit Geldscheinen, an denen Blut klebt, im Garten ihres Hauses? Da Elisas Freunde teilweise in zwielichtigen Geschäften verwickelt sind, vertraut sie nur noch Lumikki; ausgerechnet dem Mädchen, dass sie bis jetzt wegen ihrer burschikosen, abweisenden Art gemieden hat. Lumikki lässt sich zögernd auf Elisas Hilferufe ein und bietet ihr Unterstützung an. Dadurch gerät sie in höchst gefährliche Machenschaften der russisch-estnischen Mafia, die mit Drogen handeln und vor nichts zurückschrecken. Aus den vergangenen Jahren hat Lumikki gelernt, auf ihr Bauchgefühl zu hören und sich mit verschiedenen sportlichen Eigenschaften, Training von Gangarten, Mimik und Verhaltensstudien eine zweite Persönlichkeit anzueignen, die ihr jetzt hilfreich sind.

Die junge finnische Autorin Salla Simmukka hat mit „So rot wie Blut“ den ersten Thriller einer neuen Trilogie geschrieben, über dem nicht nur die Stimmung des klirrend kalten finnischen Winter liegt, sondern auch eine düstere, melancholische Atmosphäre mit einer ambivalenten Protagonistin . Am Anfang ist Lumikki eine junge Frau, die durch ihre Erfahrungen in der Vergangenheit große Probleme damit hat, anderen zu vertrauen. Aber im Laufe der Handlung öffnet sie sich, zögernd aber stetig durch Elisas hartnäckige Hilfeeinforderung. Samukkas Sprache ist bilderreich und geradlinig und lässt ein bekanntes Thema aus dem Märchen von Grimms „Schneewittchen“ wie ein roter Faden durch das Buch ziehen. Der Autorin gelingt es geschickt , von der ersten Seite eine Spannung aufzubauen, die bis zum Schluss gefangen hält. Raffiniert erzählt sie von Lumikkis Vergangenheit, ohne wirklich viel preiszugeben: Da gab es Probleme in der Familie, da gab es Demütigungen, Verletzungen, da gab es eine große Liebe, die sie letzten Sommer sitzen gelassen hat und worüber sie immer noch nicht hinweg ist. All das wird im Grunde nur angerissen und lässt genügend Raum für den Leser weiterzudenken. Aber Samukka lässt die Story nicht oberflächlich offen sondern weiß am Ende die wichtigsten Stränge zusammen zuziehen. Gleichwohl bleiben noch Fragen offen, die man aber gerne so stehen lässt.

Man nimmt der Figur Lumikki durch ihre antrainierten verschiedenen Talente gerne eine gewisse Verwandlungsfähigkeit ab. Trotzdem wirkt der Höhepunkt überdreht actionreich und wenig realistisch und der Schluss erscheint etwas hastig in Szene gesetzt. Doch auch mit diesen Kritikpunkten bleibt es ein spannender Auftakt einer neuen Reihe mit einer zwiespältigen Figur in einer kühlen Atmosphäre.

Sabine Hoß

Bewertung:

 

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