Anders Björkelid
Aus dem Schwedischen von Ulrike Brauns
Ueberreuter, Juli 2014
320 Seiten, € 14,95
ab 12 Jahre
Die Zwillinge Wulf und Sunia leben ein abgeschiedenes friedliches Leben mit ihrem Vater auf einem Hof. Sehr früh bemerken sie, dass sie sich mit ihrem Aussehen von den anderen Dorfbewohnern unterscheiden. Doch Fragen nach ihrer Herkunft will ihr Vater nicht beantworten. Zudem verbindet die beiden ein so starkes Band, dass sie sich ohne Worte miteinander verständigen können. Als eines Tages ein Fremder Wulf und Sunias Vater besucht, verändert sich alles für die Zwillinge. Nach und nach erfahren sie das Geheimnis ihrer Herkunft und was dies alles mit dem geheimnisvollen Winterkönig zu tun hat, der die Welt in einem neuen Unwinter stürzen will.
Als ich das Cover und die Geschichte zum ersten Mal gesehen habe, hatte ich gleich das Gefühl, das die Geschichte in etwa wie die „Games of Thrones“-Reihe werden könnte, voller Intrigen und blutiger Kämpfe. Doch als ich dann das Buch las, hatte ich mehr und mehr das Gefühl, in eine Art Wintermärchen á la Astrid Lindgren zu fallen. Denn die Geschichte ist längst nicht so düster geschrieben, wie es im Klappentext beschrieben wird. Die Leser, die eine wirklich dunkle Fantasygeschichte erwarten, werden daher nicht ganz auf ihre Kosten kommen. Lobenswert ist allerdings der Erzählstil des schwedischen Autors, der so intensiv ist, dass man die Kälte des Unwinters förmlich auf der Haut spüren und die schwedische Winterwald-Landschaft vor Augen sehen kann. In der Geschichte wird nicht nur der Kampf gegen die Kälte charakterisiert, es ist auch die Geschichte von einem Zwillingspaar, das lernen muss, ohne den anderen leben zu können und auf eigenen Füßen zu stehen. Dies vermag der Autor mit „Dohlenwinter“ sensibel zu übermitteln. Er gibt den beiden Geschwistern, besonders Sunia, wichtige Charaktereigenschaften, die es ihnen ermöglichen, diese neue Erfahrung zu bewältigen. Auch die Fantasiegestalten, mit denen Wulf und Sunia während ihrer Reise konfrontiert werden, wie z.B. Kobolde, Galgenmänner und Grimme haben mir gefallen und geben der Geschichte einen magischen Touch. Spannung wird dem Buch durch die Verfolgungsjagden der Galgenmänner gegeben und mit dem Rätsel, was sich hinter dem Geheimnis von Wulf und Sunia verbirgt. Dies wird in diesem ersten Band schon zu einem Teil aufgelöst, doch am Ende bleiben natürlich noch einige Fragen offen. Auf jeden Fall bereitet der erste Band mit seiner spannenden und märchenhaften Geschichte Vorfreude auf die Fortsetzung.
Johanna, 17 Jahre