Heike Eva Schmidt
Boje Verlag, August 2014
252 Seiten, € 12,99
ab 14 Jahre
Heike Eva Schmidt gehört zu den vielseitigen Autorinnen auf dem Jugendbuchmarkt und hat sich mit erfolgreichen und fesselnden Thrillern wie „Schlehenherz“ (Ueberreuter 2012), „Moorseelen“ (Ueberreuter 2013) oder dem nicht minder spannenden Fantasyroman „Die gestohlene Zeit“ (Knaur 2013) einen bekannten Namen gemacht.
Ihr neues Buch „Tausend Mal gedenk ich Dein“ fasziniert von der ersten Seite an und man legt es zum Schluss nur ungerne aus der Hand. Bei diesem Roman ist es nicht einfach, den Inhalt zu beschreiben, ohne Spoiler zu setzen. Doch so viel kann verraten werden:
Nelly, 15 Jahre, ist zwar keine Außenseiterin in ihrer Klasse, gehört aber eher zu den unauffälligen Schülerinnen, die nicht wirklich einer festen Clique angehören. Umso glücklicher ist sie, dass sich ihre Klassenkameradin Pina mit ihr angefreundet hat, die so ganz anders ist als sie: selbstbewusst, charismatisch, offen und irgendwie immer mittendrin. Als Jule neu in die Klasse kommt, kümmert sich Nelly mehr oder weniger freiwillig um sie, hat aber gleichzeitig ein schlechtes Gewissen, ihre beste Freundin zu vernachlässigen. Dieses Gefühl wird noch verstärkt, als Elias, ein sympathischer, gut aussehender junger Mann, Nellys Gefühle erwidert. Beide sind sich vor kurzem bei einer Grillfete am See zum ersten Mal begegnet und jeder ist dem anderen auf Anhieb aufgefallen. Bei einem zweiten zufälligen Wiedersehen ergreift Elias daher die Chance und spricht Nelly an. Obwohl das Date anders verläuft als geplant und Nelly zunächst enttäuscht davon ausgeht, von Elias abserviert worden zu sein, klärt sich die Situation durch seine liebevolle und hartnäckige Art. Der neue Klassenzugang Jule dagegen wird immer aufdringlicher und gliedert sich mühelos in die Klassengemeinschaft ein. Nelly hat das Gefühl, dass auch die enge Freundschaft zu Pina dadurch belastet wird. Gleichzeitig gibt es mysteriöse Unfälle und Vorfälle in ihrer Klasse, mit denen augenscheinlich Nelly immer in Verbindung steht. Nur durch Zufall erfährt Nelly von diesen Verdächtigungen und schnell ist klar, dass keiner aus der Klasse an ihre Unschuld glaubt – außer ihrer Freundin Pina. Nelly dagegen hat Jule in Verdacht, denn all diese geheimnisvollen und schlimmen Vorfälle passieren erst, seitdem sie in der Klasse ist. Weil Nelly Angst hat, weiter in die Schule zu gehen, versteckt sie sich mit Pinas Unterstützung in deren Datscha in einer Gartenkolonie. Doch auch Pina scheint sich zu verändern und verhält sich Nelly gegenüber seltsam und in Elias hat sich Nelly offensichtlich ebenfalls getäuscht. Die Situation spitzt sich immer mehr zu, bis Nelly erkennt, wer ihr wirklicher Feind ist und hinter all den furchtbaren Taten steckt.
Heike Eva Schmidt lässt die Handlung aus abwechselnden Perspektiven erzählen: Von Nelly als Ich-Erzählerin sowie Pina und Elias in der neutralen Form. Damit baut sie in einer unaufgesetzten, authentischen Sprache geschickt eine Atmosphäre auf, in der der Leser sich mühelos mit der Hauptfigur Nelly identifiziert. Nur ungern verlässt man den Handlungskokon, der mit verwischendem Gut und Böse, dynamisch aufgebauter psychologischer Spannung und rätselhafter Vorfälle einwickelt; in dem man mit der Protagonistin bangt, rätselt und verzweifelt ist. Es ist eine gefühlvolle Geschichte über Freundschaft, Vertrauen und die erste Liebe. Die damit verbundenen Stimmungswechsel überträgt die Autorin gelungen und mit immer neuen Wendungen setzt sie mit einem überraschenden Schluss einen dramatischen, finalen Höhepunkt.
Ein beeindruckender, fesselnder Psychothriller, der sich vor allem an die weibliche Lesezielgruppe richtet und sich außergewöhnlich mit der Thematik der dissoziativen Störung auseinandersetzt, wobei das Kernthema nicht tiefer behandelt wird, sondern als Handlungshintergrund verwendet wird.
Das Cover hat dankenswerter Weise auf die üblichen Thriller-Blutspritzer verzichtet und passt perfekt, wie der Titel, zur Geschichte.
Sabine Hoß
Bewertung: