Licht und Schatten

Licht und Schatten KLEIN

Louisa Reid

Aus dem Englischen von Alexandra Ernst

Fischer FJB, September 2014

320 Seiten, € 16,99

ab 14 Jahren

 

 

Die beiden Zwillingsschwestern Hephzi und Rebecca haben wenig gemeinsam. Hephzi ist wunderschön und beliebt. Rebecca ist hässlich und misstrauisch. Doch haben die beiden eines gemeinsam: Die unerbittliche Kälte und Grausamkeit, die in ihrem Elternhaus regiert. Doch eines Tages wagt eine der Schwestern den Ausbruch und lässt die andere in ihrer Einsamkeit allein zurück. Von nun an muss eine Schwester allein den Kampf gegen ihr Elternhaus auf nehmen und sich irgendwie daraus befreien.

Ein Buch, das einen nach dem Lesen nicht mehr so schnell loslässt. Es ist wahrlich schockierend, in was für einem Elternhaus die Zwillinge leben müssen. Das Elternhaus ist geprägt von Leid, Schmerz und Hass, vermischt mit einem ordentlichen Schuss religiösen Fanatismus. Dabei hat es Rebecca als hässlichste der beiden Schwestern besonders schwer, da sie für ihre Eltern das pure personifizierte Böse ist. Schläge und Bestrafungen stehen an der Tagesordnung, wenn den Zwillingen auch nur der kleinste Fehler passiert. Das Gefühl von Liebe und Geborgenheit erfahren Hephzi und Rebecca nur durch ihre Großmutter, die aber kurz nach ihrem zwölften Geburtstag stirbt. Auch in die Schule dürfen die beiden erst nach ihrem 16. Geburtstag, wobei Hephzi in dieser neuen Situation förmlich aufblüht. Zum ersten Mal findet sie Freunde und erlebt auch ihre erste große Liebe, während Rebecca sich in die Welt der Bücher flüchtet und anderen Menschen gegenüber misstrauisch bleibt. Das wiederum schafft eine große Lücke zwischen den beiden Mädchen, da Hephzi sich durch ihre Freundschaft mit den anderen Mädchen und ihrer Liebe zu dem Jungen Craig immer mehr von Rebecca distanziert, die während der Schulzeit alleine bleibt und von anderen Menschen nichts wissen will. Einerseits kann man Hephzi, wenn man die Geschichte aus ihrer Sicht liest, verstehen, warum sie sich über Rebecca und ihre Distanziertheit zu anderen Menschen aufregt. Andererseits fand ich, dass sie in manchen Dingen ziemlich hart zu ihrer Schwester ist, wo diese sie doch anbetet und liebt. Das wird auch in den Erzählungen aus Rebeccas Sicht sehr deutlich, weil sie Rebecca immer dann deckt, wenn sie sich mit Craig verabredet oder mit ihren Freundinnen. Jedoch schafft sie es im Gegensatz zu ihrer Schwester nicht, sich zumindest gegen einen der Elternteile zu rebellieren, was zeigt, dass Hephzi eindeutig die mutigere von den beiden ist. Jedoch spürt man bei beiden die Verlorenheit und Verzweiflung, die ihre Eltern bei ihnen auslösen und den Wunsch von ihnen weg zu gehen.

Auch wenn das Buch keine „leichte Kost“ ist, ist es empfehlenswert, da es nachhallt und zum Nachdenken anregt.

Johanna, 17 Jahre

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