75. Geburtstag von Mirjam Pressler am 18. Juni 2015 – Herzlichen Glückwunsch!

Foto (c) Sabine Hoß

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Mirjam Pressler gehört heute unbestritten zu einer der wichtigsten deutschsprachigen Kinder- und Jugendbuchautorinnen und Übersetzerinnen. Wenn sie am 18. Juni ihren 75-igsten Geburtstag feiert, kann sie auf mehr als 30 Jahre erfolgreiche literarische Arbeit zurückblicken.

In Darmstadt geboren verbrachte sie ihre Kindheit in einer Pflegefamilie und in einem Kinderheim. Als alleinerziehende Mutter von drei Töchtern reichte der Verdienst einer Bürohalbtagsstelle nicht aus. Von der neu aufkommenden realen Jugendliteratur begeistert, begann Sie selbst zu schreiben, auch weil sie das Geld brauchte. Ihr erstes Manuskript, das sie dem Verlag Beltz & Gelberg einreichte, erhielt mit dem Titel „Bitterschokolade“ 1980 den Oldenburger Jugendbuchpreis.

Mirjam Presslers Bücher zeichnen sich dadurch aus, dass sie keine heile Kinderwelt beschreiben, weil es sie nicht gibt, sondern problematische Themen mit schwierigen sozialen und familiären Verhältnissen. „Happy Ends“ gehören nicht dazu, weil es sie im realen Leben auch selten gibt. Aber ihre Geschichten zeigen immer hoffnungsvolle Wege, wie es aus einer schwierigen Situation weiter oder in eine ganz neue Richtung gehen könnte. Kaum einer anderen Autorin gelingt es so einfühlsam, nachvollziehbar und authentisch die Welt der Kinder und Jugendlichen mit ihren unterschiedlichen Problemen zu beschreiben. Es ist ihr ein wichtiges Anliegen, dass sich die jungen Leser mit den Themen, Personen und Leben ihrer Bücher auseinandersetzen, mit der eigenen Situation vergleichen und damit versuchen, eine eigene Identität aufzubauen. Das ist vielleicht eine Erklärung für ihren Erfolg, der bis heute zu über mehrere Generationen ungebrochen anhält.

Auch als Übersetzerin aus dem Niederländischen, Flämischen, Hebräischen, Englischen und Afrikaans ins Deutsche hat Mirjam Pressler sich über die Jahre hinweg einen ausgezeichneten Namen erarbeitet. 2009 erhielt sie für „Nathan und seine Kinder“, einer wunderbaren Adaption von Lessings Nathan der Weise, den internationalen Buchpreis „Corine“, 2015 den Preis der Leipziger Buchmesse für die Übersetzung aus dem Hebräischen von Amos Oz „Judas“ in der Rubrik Übersetzungen. Sämtliche Bücher der israelischen Schriftstellerin Zeruya Shalev werden von Mirjam Pressler aus dem Hebräischen ins Deutsche übertragen.

Auch wenn Mirjam Pressler 2004 den Deutschen Bücherpreis und 2010 den Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises für ihr Gesamtwerk erhalten hat, ist ihr Lebenswerk hoffentlich noch lange nicht beendet. Eine schier unbändige Kraft scheint von ihr auszugehen und es bleibt nur zu wünschen, dass sie noch viele Jahre ihre Leser mit ihrem Charisma und einzigartigen Stil begeistert.

Liebe Mirjam Pressler, „Bücher leben!“ gratuliert Ihnen herzlich zu ihrem 75-igsten Geburtstag. Bleiben Sie ihrer dissidierter Linie treu und schreiben sie weiterhin gegen den Mainstream!

Sabine Hoß

 

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