Feierliche Atmosphäre, strahlende Gesichter und ein hoheitlich-rebellischer Gast: In der Stadtbibliothek Buxtehude wurde am gestrigen Mittwochabend, 14. Juni, der Siegertitel 2015 des renommierten Jugendliteraturpreises Buxtehuder Bulle gefeiert: Victoria Aveyards Roman „Die rote Königin“.
Eine Jury, bestehend aus elf Jugendlichen und elf Erwachsenen, stimmt alljährlich über den mit 5.000 Euro dotierten Jugendliteraturpreis ab. In diesem Jahr hat sich der Nachwuchs durchgesetzt: „Die Mehrheit der abgegebenen Stimmen für ,Die rote Königin‘ stammte von den Jugendlichen“, sagte die Leiterin der Stadtbibliothek Ulrike Mensching.
Dass der Nachwuchs so einen starken Einfluss auf diesen Literaturpreis habe, mache den „Buxtehuder Bullen“ auch zu etwas Besonderem auf dem Buchmarkt, sagte Katrin Hogrebe, Pressesprecherin des Carlsen Verlags, der die deutsche Ausgabe des Siegertitels verlegt. Und weiter: „Der Bulle trägt etwas in sich.“ Er trage dazu bei, dass die Bücher präsent blieben. Noch heute sind knapp 80 Prozent der mit dem Bullen verliehenen Titel im Handel erhältlich.
„Victoria Aveyard ist sympathisch, offen, interessiert und gleichzeitig professionell“, sagte die Lektorin des Carlsen Verlages, Brigitte Kälble. „Es macht eine große Freude, mit der jungen Amerikanerin zu arbeiten.“ In kleiner Runde gewährten sie und Katrin Hogrebe Einblick in die Arbeit eines Verlages und auch in die Zusammenarbeit mit Autoren.
Ehrengast Heidi Hassenmüller, Bullen-Preisträgerin von 1989, unterstrich die Bedeutung des Preises für ihr Autoren-Dasein: „Mit der Auszeichnung öffnete sich für mich das Tor zur Literatur.“ Hassenmüller, die erstmals seit ihrer Auszeichnung wieder in Buxtehude war, hatte den Bullen für ihren sozialkritischen Roman „Gute Nacht, Zuckerpüppchen“, der sich mit Missbrauch auseinandersetzt, erhalten.
Jurorin Emma Görlich zeigte in ihrer Laudatio, dass sie sich von „Die rote Königin“ fesseln ließ: Das Buche entführe die Leser in eine fantastische Welt. Sie habe die Ambivalenz fasziniert, die es eben nicht leicht macht, die Figuren in Gut und Böse zu unterteilen. Mare, die Rote Königin, riskiere ihr Leben und behalte dabei immer einen klaren Kopf.
Die 23 Jahre alte Buxtehuder Schauspielerin Celia Hoffmann war in die Rolle der Roten Königin geschlüpft. Mit den Worten „Wir erheben uns, rot wie die Morgendämmerung“ eröffnete sie ihr Spiel und ließ die Besucher die Kraft und die Leidenschaft der Figur spüren. Mit ihrer kurzen, aber intensiven Lesung einer Schlüsselszene des Romans zog sie die Gäste in ihren Bann.
Der im Buxtehuder Rathaus für Kultur, Tourismus und Stadtmarketing zuständige Fachgruppenleiter Torsten Lange gab zu, dass er ein bisschen traurig gewesen sei, weil die Autorin nicht persönlich vorbei kommen konnte. Lange ergänzte aber: Er sei sicher, dass Aveyard den Preis noch persönlich in Buxtehude abholen werde.
In einer Videobotschaft bedankte sich Victoria Aveyard für die Auszeichnung und entschuldigte sich für ihr Fernbleiben. Sie arbeitet derzeit am aktuell vierten Band der Tetralogie „Die Farben des Blutes“. Ulrike Mensching: „Wenn wir uns vor Augen halten, dass sich unser Literaturpreis zum Ziel gesetzt hat, Jugendliche zum Lesen zu motivieren und zur Verbreitung guter Jugendliteratur beizutragen, müssen wir zufrieden sein. Denn Victoria Aveyard ist ganz nah an ihrer Zielgruppe und sorgt dafür, dass die Lesemotivation bestehen bleibt.“
Wie hoch die Lesemotivation war, bekam Zenita Ahrens von der Buchhandlung Schwarz auf Weiß zu spüren. Sie hatte für die Feierstunde das Vorverkaufsrecht des dritten Bandes „Goldener Käfig“ erhalten. Viele nutzten die Chance, zwei Wochen vor dem offiziellen Verkaufsstart, den dritten Band mit den jüngsten Abenteuern der roten Königin zu erwerben.
Für den musikalischen Rahmen sorgte das Hamburger Folk-Duo Roods & Reeds. Dagmar Lauschke und Leonard Poppe spielten englische Folksongs.
Bereits am Nachmittag war in Buxtehudes Innenstadt die Messingplatte vor der Buchhandlung Schwarz auf Weiß im Beisein der Vertreterinnen des Carlsen Verlags und des Ehrengastes Heidi Hassenmüller offiziell enthüllt worden.
Pressetext der Hansestadt Buxtehude
Bemerkung vpn „Bücher leben!“ zur Verleihung:
Schade, dass die Autorin Ihrer Auszeichnung fern blieb. Ein deutscher Autor/-in wäre sicher gerne gekommen und hätte keiner Alternativeranstaltung bedurft…
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