Watt Key
Aus dem Amerikanischen von Jaqueline Csuss
Cecilie Dressler Verlag, Februar 2011
256 Seiten, € 13,95
ab 12 Jahre
Inhalt:
Der 14 Jahre alte Hal Mitchell muss für vier Jahre seine Strafe im Jungenheim Hellenweiler in Tuscaloosa absitzen. Es ist nicht seine erste Erfahrung mit Haftstrafen und Aufenthalten in Erziehungsanstalten. Bereits zwei Jahre hatte Hal im Jungenheim von Pinson verbracht, doch ohne nennenswerten Erfolg, denn nach Hellenweiler kommen die Wiederholungstäter und Aufmüpfigen. Schon sehr schnell merkt Hal, dass in Hellenweiler ein noch rauerer Ton herrscht und der Umgang noch brutaler ist, als er es schon kennt. Hier regieren zwei Gangs, die Hell Hounds und die Death Row Minister. Es wird Hal dringend geraten, um irgendwie in diesem Heim zu überleben und sich zu positionieren, sich für eine der beiden Gangs zu entscheiden. Doch Hal will weder zu der einen noch zu der anderen Seite. Er hat sich vorgenommen, ohne Probleme und Anecken einfach „in Ruhe“ seine Strafe abzusitzen und sich auf ein neues Leben zu konzentrieren. Das liegt vor allem daran, dass er kurz vor Eintritt nach Hellenweiler das Mädchen Carla kennengelernt hat. Die beiden haben sich ineinander verliebt und in Carla hat Hal endlich einen Menschen gefunden, der ihm Halt gibt und an ihn glaubt. Ein guter Grund, um möglichst schnell und ohne Probleme die Strafe hinter sich zu bringen. Doch die beiden Anführer der Gangs sehen das ganz anders. Hal gerät in einen Strudel von Intrigen, heimlichen Gesetzen und Regeln, in die er eigentlich nicht hineingezogen werden will, aber nicht umhin kommt, sich damit auseinanderzusetzen.
Rezension:
Watt Key hat mit seinem Roman „Alabama Moon“, Dressler, 2008 ein hervorragendes Debüt gegeben, dass auch für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert wurde. Drei Jahre später folgte nun sein nächstes Buch und entsprechend war die Neugier. „Niemandsland“ ist kein direkter Fortsetzungsroman von „Alabama Moon“ und doch greift er einige Personen aus dieser Geschichte auf. Hal gehörte zu dem Trio, die in „Alabama Moon“ mit Moon und Kit in einer abenteuerlichen und gefährlichen Flucht aus dem Jungenheim Pinson ausbrechen. Hier schließt sich der Kreis, denn die neue Geschichte beginnt in Hellenweiler, der Erziehungsanstalt für Fortgeschrittene, deren Aufenthalt in Pinson keine Wirkung gezeigt hat und sie zu Wiederholungstäter wurden. Nach den ersten fünfzig Seiten war der berühmte Funke immer noch nicht bei mir übergesprungen und eigentlich hätte ich da das Buch aus der Hand legen sollen. Dass ich es nicht gemacht habe, lag vor allem in der Hoffnung, die Geschichte würde noch eine Wendung bekommen. Mit einfachen, kurzen Sätzen werden weder eine besondere Spannung noch eine intensive Stimmung aufgebaut. Auch gelingt es nicht, Hal und die anderen Protagonisten mit Tiefe zu charakterisieren. Man liest starre, manchmal abgehackte anmutende und oberflächliche Dialoge, die Schlag auf Schlag folgen, jedoch nur einen ermüdenden, gelangweilten Eindruck hinterlassen. Eigentlich sollte das, was zwischen den Jugendlichen passiert und die Umstände in dem Jungenheim schockieren, doch vom Geschehen bleibt man seltsam unberührt. Hat Watt Key in seinem ersten Roman eine außergewöhnliche Atmosphäre mit einer bewegenden und feinen Dramatik verbunden, ist in„Niemandsland“ leider davon gar nichts zu spüren. Ob es an der sehr amerikanischen Beschreibung einer offensichtlich typischen Erziehungsanstalt in diesem Land liegt oder an dem bemühten und misslungenen Versuch zu zeigen, dass die schlechten Jungens, die in diese Anstalten kommen, nicht plötzlich als gute Jungens entlassen werden. Die wenigen klugen Gedanken der Protagonisten und „Bad Boys“ über ihr bis dato verpfuschtes Leben, Ziele und Träume, fallen in der allgemeinen Oberflächlichkeit, die diese Geschichte durchzieht, leider kaum auf. Das Ende hat mich dann endgültig enttäuscht, nachdem sich der hölzern konstruierte Roman in gefälliger Harmonie zu einem runden, schon kitschig anmutenden Abschluss herablässt.
Ein erfolgreiches Debüt ist oft schwer in gleichem Maße fortzusetzen. Dieses zweite Buch von Watt Key kommt jedoch leider nicht annähernd an die literarische Qualität seines ersten Romans.
Schade, auf die erhoffte Wendung habe ich vergeblich gewartet.
Sabine Hoß
Bewertung: