Michael Scott
Aus dem Amerikanischen von Ursula Höfker
cbj, März 2012
432 Seiten, € 18,99
ab 12 Jahre
Inhalt:
Die Zwillinge Sophie und Josh sind durch die letzten Ereignisse von einander getrennt worden. Während Josh sich auf die Seite von Dr. John Dee geschlagen hat, folgt Sophie weiter Nicholas und Perenelle Flamel und ihren Getreuen. Nicholas Flamel hat nicht mehr viel Zeit, da er ohne den Codex nicht in der Lage ist, dass für ihn lebensverlängernde Elixir herzustellen. Und da Perenelle nicht bereit ist, ihren Mann aufzugeben, greift sie zu verzweifelten Mitteln, die sie und ihre Freunde weiter schwächen, um für ihren Mann einen weiteren Tag herauszuschlagen. Denn sie weiß, dass sie ihren Mann für den letzten Kampf brauchen wird, denn ein Unbekannter hat ihr bereits vor Jahrhunderten anvertraut, was sie zu tun hat, wenn die Zeit für die letzte Schlacht gekommen ist.
Rezension:
Der fünfte Band „Der schwarze Hexenmeister“ von Michael Scott aus der Reihe „Die Geheimnisse der Nicholas Flamel“ zeichnet sich von den vorhergehenden Teilen dadurch aus, dass er nicht so sehr durch actiongeladene Verfolgungsjagden der verschiedenen Gruppen geprägt ist, sondern vielmehr dazu dient, die Charaktere und ihre Hintergründe näher zu betrachten. Vor allem das Spannungsfeld, in dem sich die Protagonistin Sophie ständig befindet, ist ein durchgängiges Thema. Steht sie auf der „richtigen“ Seite, oder hat ihr Bruder doch Recht mit seiner Entscheidung?
Scott nutzt diesen fünften Teil seiner Reihe, der der vorletzte ist, wie so viele seiner berühmten Kollegen vor ihm, als Vorbereitung auf den großen Showdown. So passiert hier nicht wirklich viel neues, vielmehr beleuchtet er die Charaktere einzeln und zeigt sie aus neuen Perspektiven.
Die Geschichte springt zwischen drei Ebenen: Erstens das San Francisco in der Jetztzeit, in dem Sophie und die Flamels sich auf den Endkampf mit ihren Freunden vorbereiten. Parallel dazu wirft der Autor immer wieder einen Blick nach Alcatraz, wo Machiavelli und Billy the Kid auf den Befehl zum Losschlagen warten.
Die zweite Ebene verfolgt Josh, Dr. John Dee und ihre Verbündete Virginia Dare. Dee, der nichts mehr zu verlieren hat, bereitet, ohne Rücksicht auf Verluste, den Untergang der Welt, so wie wir sie kennen, vor, in der Hoffnung, so seiner Strafe zu entgehen.
Die dritte Ebene zeigt die Ereignisse auf Danu Talis vor tausenden Jahren, wo es Scathach und ihre Freunde hin verschlagen hat. Geführt von einem geheimnisvollen Fremden sollen sie sicher stellen, dass die Geschichte so stattfindet, wie sie für uns stattgefunden hat. Ansonsten wird unsere Welt niemals existieren.
Scott verbindet die Ebenen, in dem er erzählt, welche geheimnisvollen Verbindungen es noch zwischen den einzelnen Charakteren gibt. Dabei gibt es die eine oder andere Überraschung, aber genau dies macht auch den Reiz dieses Bandes aus. Das zweite Element ist das Spiel mit der Zeit. Was erleben Personen, die zehntausende Jahre in der Zeit zurückreisen und Ereignisse und Personen beobachten, die für sie Geschichte sind. Welche Auswirkung hat ein Eingreifen in die Ereignisse?
Wichtig ist Scott auch, dass seine Protagonisten niemals stereotyp sind. Mit Ausnahme vieleicht von Dr. Dee, sind die anderen Figuren nie nur gut oder nur böse. So zeigt Nicolo Machiavellis Charakter erste Risse in seiner bedingungslosen Gefolgschaft zu den Ältesten. Und auch Perenelle Flamel ist bereit, für ihre Ziele ohne Rücksicht auf Verluste vorzugehen. Dazwischen stehen die Jugendlichen Sophie und Josh, die nie sicher sein können, dass ihre Vorbilder das sind, was sie bis dato zu sein scheinen.
Der fünfte Band „Der schwarze Hexenmeister“ ist lesenswert, vor allem, wenn man bereit ist, sich mit der Psyche seiner Helden auseinander zu setzen. Leichte Schwächen in der Logik sind verzeihlich, zumal man in diesem Genre diese Dinge sowieso nicht auf die Goldwaage legen sollte.
Markus, 45 Jahre, Gastrezensent