Interview mit Nina Blazon zu ihrem Kinderbuch „Ein Baum für Tomti“

Foto (c) Nina Blazon

Nina, Du hast letztes Jahr eine Ausbildung zur „Waldführerin“ gemacht.

Was war der Anstoß dafür?

Mein privates Interesse an der Natur. Schon als (Dorf-)Kind war ich ganze Nachmittage im Wald unterwegs, und als Erwachsene habe ich mir die Liebe zum Grünen bewahrt. Als ich von Peter Wohllebens Waldakademie und der Waldführer-Ausbildung erfuhr, dachte ich, das ist eine großartige Gelegenheit, noch mehr über Wald und Bäume zu lernen und auch anderen Menschen die Natur nahebringen zu können.

Was nimmst Du für Dich aus einem Waldspaziergang mit?

Ruhe, Kraft, Aufatmen, gute Laune – und auch viel Kreativität. Denn es gibt nichts, was so inspirierend ist wie ein langer Spaziergang auf Waldwegen. Man atmet ganz tief durch und kann die Gedanken zwischen den Baumkronen tanzen und spielen lassen. Und dabei entstehen die besten Ideen – auch für das Schreiben.

Wo machst Du Deine Waldführungen und machst Du für Kinder und Erwachsene unterschiedliche Führungen und wenn ja, wie unterscheiden sie sich?

Die Waldführungen biete ich derzeit im Landschaftsschutzgebiet rund um die Stuttgarter Dornhalde an. Ich arbeite mit dem Verein Garnisonsschützenhaus Raum für Stille e.V. zusammen, der sich für die Erhaltung des historischen Schützenhauses als Naherholungsziel für die Stadtbewohner einsetzt. Hier gibt es auch ein „grünes Klassenzimmer“, wo Schulklassen im Freien lernen können. Sind nur Erwachsene bei den Waldführungen dabei, erzähle ich mehr Faktenreiches über Themen wie Klimaregulierung durch den Wald, ich leite aber auch Entspannungsübungen an, die vom japanischen „Waldbaden“ inspiriert sind. Bei den Kinderführungen überwiegt dagegen das Spielerische, Experimentelle. Zum Beispiel dürfen die Kinder selbst mal „Eichhörnchen sein“ oder ausprobieren, wie ein Baumtelefon funktioniert.

Interessieren sich heute eigentlich noch Kinder und ihre Eltern für die Artenvielfalt des Waldes trotz der medialen Überflutung?

Ich habe den Eindruck, dass das Interesse gerade wieder ganz neu erwacht und das Bedürfnis nach Naturerleben mit allen Sinnen sehr groß ist.

Haben die heutigen Eltern von Kindergarten- und Grundschulkindern noch das Basiswissen von den bekanntesten Bäumen, wie wir es damals noch in der Schule gelernt haben?

Das kann ich so allgemein gar nicht genau einschätzen. Bei Schullesungen mit „Ein Baum für Tomti“ habe ich sehr Verschiedenes erlebt – von Kindern, die die im Buch beschriebenen Bäume mit ihren Besonderheiten bereits gut kannten, bis hin zu Kindern, die schon in der zweiten und dritten Klasse waren, Bäume aber nur vom Sehen aus der Stadt kannten und noch nie im Wald gewesen waren.

Der Name des Baumgeistes „Tomti“ erinnert an „Tomte Tummetott“, der gute Bauernhof-Hausgeist aus Astrid Lindgrens Wintergeschichte.

Ist diese Ähnlichkeit „Zufall“ oder vom Verlag gewollt?

Astrid Lindgren und ich haben hier einfach auf dieselbe Sagengestalt zurückgegriffen. Der „Tomte“ ist ein Naturgeist der nordischen Länder. In Norwegen heißt er Nisse (abgeleitet von Niels). Normalerweise lebt ein solcher Wichtel mit den Menschen im Haus oder auf dem Hof und sorgt dafür, dass es den Bewohnern gut geht. Und weil der kleine Baumgeist in meinem Buch auch an „seinen“ Menschen hängt und etwas Nordisches an sich hat, habe ich den Tomte einfach zum Namen Tomti abgewandelt.

Wird es noch weitere Abenteuer mit Tomti im Wald geben?

Es gibt im Moment noch keine konkrete Planung, aber spannende Abenteuer im Wald gäbe es noch genug zu erzählen.  🙂

Wenn Dir Tomti begegnen würde, was würdest Du Dir von ihm wünschen?

Oder hättest Du auch Fragen an ihn?

Ich würde ja liebend gerne selbst den Verwandlungszauber ausprobieren und fände es toll, mir zusammen mit Tomti einige Bäume von innen anzusehen. Und fragen würde ich den kleinen Baumgeist, ob er mich vielleicht zu den Schullesungen begleiten würde und sich zeigen könnte, damit die Kinder direkt von ihm lernen, wie wichtig Bäume auch für uns Menschen sind.

Vielen Dank liebe Nina für Deine Zeit und interessanten Antworten! 🙂

Sabine Wagner

 

 

 

 

 

 

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