Interview mit Saskia Hula

Saskia Hula , Jahrgang 1966, ist in Wien geboren und lebt auch heute dort noch in der Nähe des Naschmarktes. In Österreich ist sie längst eine sehr bekannte und gleichermaßen erfolgreiche Kinderbuchautorin neben ihrer Arbeit als Volksschullehrerin. Dort findet man die meisten ihrer Bücher im Obelisk und Residenz Verlag.

2012 erhielt Saskia Hula für ihr Bilderbuch „Die beste Bande der Welt“ (Residenz Verlag, 2012) den österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis.

Auf „Bücher leben“ findet man eine Besprechung zu „Nuno, geteilt durch zwei“(mixtvision, 2013)  und zu ihrem ganz aktuellen Bilderbuch „Gilberts grausiges Getier“ (Gerstenberg, Januar 2014).

Zu letzterem habe ich die freundliche Autorin interviewt:

Saskia Hula (Foto (c) privat)

Saskia Hula (Foto (c) privat)

 

Frau Hula, hatten Sie als Kind auch Angst alleine zu sein, im Dunkeln oder vor dem berüchtigten Gang in den Keller?

Saskia Hula:

Ehrlich gesagt, ich kann mich gar nicht daran erinnern, als Kind je allein gewesen zu sein. Ich bin in einer großen Familie mit zwei kleinen Schwestern und vielen Erwachsenen aufgewachsen, und im Dunkeln hat mich vor allem gestört, dass ich nicht lesen konnte.

Es gibt die Aussage, dass Kinder keine Ironie verstehen. Sehen Sie das auch so?

Saskia Hula:

Kleine Kinder verstehen ganz sicher noch keine Ironie. Das macht das Schreiben für sie auch so schön, weil alles so ein Hauch von Wahrhaftigkeit und staunendem Ernst umgibt.

Frau Hula, Bilderbücher bzw. Bilderbuchtexte sind für Autoren eine ganz besondere Herausforderung. Erzählen Sie doch bitte mal aus Ihrer Sicht, warum das so ist?

Saskia Hula:

Das Problem an Bilderbuchtexten ist, dass man eine ganze Geschichte braucht, bevor man sie in ein Bilderbuch stecken kann. Vor der Geschichte braucht man wiederum eine richtig gute Idee. Und auf Ideen muss man mit Geduld und Zuversicht warten. Das ist eigentlich das Schwierigste daran.

Ich überlege mir beim Schreiben aber nicht, ob eine Geschichte gut zu illustrieren ist oder nicht und ob sie auf zwölf Doppelseiten passt oder nicht. Gute Geschichten kann man sowieso immer illustrieren, wenn man nur will. Und zur Not passen sie auch auf zwölf Doppelseiten. Und wenn nicht, muss man halt mehr Seiten nehmen.

Wer legt denn an Arbeit vor, zuerst der Illustrator die Bilder oder der Autor seinen Text?

Saskia Hula:

Bei Gilbert war es so, dass es die Figur schon vor dem Buch gab. Eva Muszynski hat mir eine Gilbertskizze in den Urlaub nachgeschickt und wollte wissen, ob mir zu ihm irgendeine Geschichte einfällt. Und da ich gerade Urlaub und Zeit und Muße hatte und sowieso über irgendetwas nachdenken wollte, war das dann auch ganz schnell so.

Meistens schreibe ich aber schon zuerst die Geschichte, und die Illustratoren illustrieren sie danach.

Wie oft überarbeiten Sie die Texte, bis sie kurz und prägnant sind und dennoch eine für kleine Kinder verständliche Geschichte erzählen?

Saskia Hula:

Sehr oft. Ich schreibe oft nur ein paar Sätze am Tag, überarbeite sie am nächsten Tag, schreibe wieder ein paar Sätze, überarbeite am übernächsten Tag alles, was ich habe und füge wieder ein paar Sätze dazu … Es ist ein etwas langwieriger Prozess, aber dafür brauche ich an jedem einzelnen Tag nicht so lang.

Am schönsten ist es für mich, wenn die Geschichte bereits da ist und nur noch überarbeitet werden muss. Das macht richtig Spaß.

In Ihrer Heimat Österreich sind Sie längst eine bekannte wie erfolgreiche Kinderbuchautorin. In Deutschland ist ihr Name noch nicht so bekannt.

Gibt es, aus Ihrer Sicht, deutliche Unterschiede zwischen der Österreichischen und deutschen Kinder- und Jugendbuchszene, abgesehen von der Tatsache, dass Österreich ein eben deutlich kleineres Land ist?

Saskia Hula:

Die österreichische Kinderbuchszene ist sehr überschaubar. Erstens kennt jeder jeden, und zweitens ändert sich nur sehr selten etwas. Im Unterschied zur deutschen Verlagsszene wechseln die LektorInnen nämlich nicht dauernd den Verlag – schlicht und einfach deswegen, weil es dafür zu wenig Verlage gibt. Das ist für die LektorInnen vielleicht nicht so großartig, aber für uns AutorInnen sehr fein, weil wir über Jahre oder sogar Jahrzehnte die selben Ansprechpartner haben.

Empfinden Sie es als schwierig, auf dem deutschen Kinder- und Jugendbuchmarkt Fuß zu fassen?

Saskia Hula:

Darüber mache ich mir eigentlich keine Gedanken. Ich wüsste auch gar nicht, wie ich es anstellen sollte. Ich schreibe Geschichten und biete sie Verlagen an, das ist alles. Was dann daraus wird, ist Sache der Verlage.

Wie schaffen Sie den Spagat zwischen der in Anspruch nehmenden Arbeit als Volksschullehrerin und der nicht minder anstrengenden (und zeitraubenden) schriftstellerischen Arbeit?

Saskia Hula:

Für mich passt das ganz gut. Ich schreibe nie sehr viel – vielleicht eine Stunde am Tag, manchmal weniger, oft auch gar nicht. Schreiben als Tagesprogramm wäre mir sowieso zu anstrengend. Außerdem brauche ich immer lange Pausen zwischen zwei Ideen, in denen ich nichts zu tun habe. Da habe ich dann jede Menge Zeit für die Schule.

Gibt es neben der Kinderliteratur ein Genre, in dem Sie sich gerne mal als Autorin probieren würden, es sich aber bisher nicht getraut haben – und warum?

Saskia Hula:

Ich würde natürlich auch mal gern einen Roman für Erwachsene schreiben. Leider fehlen mir, abgesehen von der Idee, ein zündendes Thema, die Erzählstimme, die Ausdauer, die Zeit, die Disziplin, die Bereitschaft zum Recherchieren und nicht zuletzt die Zuversicht, dass sich die ganze Mühe wirklich lohnt.

Man könnte also auch sagen: Mein Bedürfnis danach ist einfach nicht groß genug. Kindergeschichten machen mich da viel schneller viel glücklicher.

Und auch für Sie die mittlerweile traditionell letzten drei ???

Wann arbeiten Sie? (morgens, mittags, abends, immer)

Saskia Hula:

Am liebsten am Vormittag. Da ich aber viele Vormittage in der Schule verbringe, notgedrungen auch oft am Nachmittag.

Wie arbeiten Sie? (PC, per Hand, Laptop)

Saskia Hula:

An meinem Laptop.

Wo arbeiten Sie? (Küchentisch, Arbeitszimmer, Baumhaus, überall)

Saskia Hula:

Am Küchentisch. Damit ich niemanden versäume, der bei der Tür hereinkommt.

Sabine Hoß

 

 

 

 

 

 

 

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